Glaube und Werke



Unsere heutige Proklamation steht im direkten Zusammenhang mit dem Thema, über das ich sprechen werde. Der Text kommt von Epheser 2,8-10: „Denn aus Gnade sind wir errettet durch Glauben, und das nicht aus uns – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Ich werde nun das Thema weiterführen, dass ich in unserer letzten Lehreinheit begonnen hatte, nämlich die sechs großen fundamentalen Lehren des christlichen Glaubens, wie sie in Hebräer 6,1-2 angeführt werden. Ich wiederhole sie kurz: Die Buße von toten Werken, der Glaube an Gott, die Lehre von den Taufen, die Handauflegung, die Auferstehung der Toten, das ewige Gericht.

In unserem letzten treffen, befassten wir uns mit dem Thema: Durch Buße zum Glauben. Ich sprach über Buße und schnitt auch schon das Thema Glaube an. Heute Abend werde ich das Thema Glauben weiter vertiefen. Der Titel dieser Botschaft lautet: Glaube und Werke. Zwei einfache Worte, die im Neuen Testament sehr oft erscheinen. Dennoch ist es höchst erstaunlich, dass so viele Christen keine klare Vorstellung davon haben, in welche Beziehung Glaube und Werke zueinander stehen. Mit „Glaube“ ist einfach das gemeint, was wir glauben. Mit „Werke“ ist einfach das gemeint, was wir tun. Wie sieht die korrekte Beziehung zwischen dem was wir glauben und dem was wir tun aus?

Zu Anfang möchte ich einen kurzen Abriss des Evangeliums geben. So vielen von uns geht das Wort Evangelium über die Lippen und wir sprechen darüber, als wüssten wir ganz genau, was wir damit meinen. Doch ich denke, dass viele Menschen über das Evangelium reden ohne genau zu wissen, was das Evangelium eigentlich ist. Es wird von Paulus sehr klar und deutlich in 1. Korinther 15,1-5 beschrieben:

„Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe – es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet.“

Dann erklärt Paulus was das Evangelium ist. Das Evangelium lässt sich in drei einfachen, historischen Tatsachen zusammenfassen. Es ist überhaupt nicht kompliziert:

„Denn ich habe euch zu allererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und dass er begraben worden ist und das er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften…“

Das Evangelium besteht demnach aus drei einfachen, historischen Tatsachen. Christus starb für unsere Sünden, er wurde begraben und er wurde am dritten Tag auferweckt. Und wo diese drei Tatsachen nicht gepredigt werden, wird auch das Evangelium nicht gepredigt. Heut zu Tage hört man so oft eine Verkündigung des Evangeliums, in der das Evangelium eigentlich gar nicht zu finden ist. Das sind die drei entscheidenden Fakten, die wir festhalten müssen. Christus starb für unsere Sünden, er wurde begraben und er wurde am dritten Tag auferweckt. Die erste Autorität, die dies beglaubigt sind nicht die Augenzeugen, die Jesus nach seiner Auferstehung sahen, sondern die Schriften. Sie sind die endgültige Autorität. Paulus sagt zwei Mal „nach den Schriften“. Anschließend erwähnt er verschiedene Leute, die Zeugen der Auferstehung Jesu waren. Vergesst jedoch nicht, dass die entscheidende und endgültige Autorität in allen Glaubensfragen die Schriften sind.

Paulus erklärt im Folgenden, dass uns Gerechtigkeit verliehen wird. Das heißt, dass wir für Gerecht erachtet werden, wenn wir diese einfachen Tatsachen im Glauben annehmen ohne Werke, also ohne unser Zutun. Paulus sagt, das geschehe nicht auf Grund dessen, was wir tun sondern auf Grund dessen, was wir Glauben. Nicht durch Werke, sondern durch Glauben. Es ist sehr wichtig, dass zu begreifen. In Römer 4 erläutert er dann, was wir von Abraham lernen können. Denn es heißt ja, dass Abraham auf Grund seines Glaubens für Gerecht erachtet wurde. Paulus verdeutlicht, was das für uns heißt und sagt in Römer 4,4:

„Wer aber Werke verrichtet, dem wird der Lohn nicht aufgrund von Gnade angerechnet, sondern aufgrund der Verpflichtung.“

Wenn du für jemanden arbeitest und deinen Lohn bekommst, dann ist das keine Gnade, sondern etwas das dir zusteht. Die Gerechtigkeit erlangen wir hingegen nicht auf diesem Wege. Wir bekommen sie nicht auf Grund unserer Werke, wir können sie nicht verdienen. Dann kommt ein höchst erstaunliches Statement und ich sage immer, wenn dich das was du in der Bibel liest nie überrascht, dann hast du die Bibel nie richtig gelesen. Denn sie enthält höchst überraschende Aussagen. Paulus fährt also fort in Römer 4,5:

„Wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.“

Wenn du also möchtest, dass dir dein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wird. Was musst du dann als allererstes tun? Hör auf zu Arbeiten. „Wer dagegen keine Werke verrichtet“, heißt es hier. Solange du glaubst, du könntest dir diese Gerechtigkeit durch das verdienen, was du tust, wirst du sie nicht bekommen. Für religiöse Menschen ist das das aller schwierigste, weil sich die Vorstellung wir müssten etwas tun, um uns die Gunst Gottes zu verdienen, so sehr in unser Denken festgesetzt hat. Doch Gunst kann man sich nicht verdienen. Gnade kann man sich nicht verdienen. Schon von der Definition dieser beiden Worte her, kann man sie sich nicht verdienen. Wenn du also von Gott für gerecht erachtet werden möchtest, musst du als allererstes aufhören dich abzumühen. Arbeite nicht, streng dich nicht an. Für viele Leute ist das eine verblüffende Aussage, aber die Bibel ist nun mal ein verblüffendes Buch. In welchem Verhältnis stehen nun Glaube und Werke tatsächlich zueinander? Nicht das die Werke unwichtig wären, entscheidend ist an welcher Stelle sie stehen. Ruth und ich zitierten Anfangs Epheser 2,8-10. Ich lese die Stelle noch Mal:

„Denn aus Gnade sind wir errettet durch Glauben, und das nicht aus uns – Gottes Gabe ist es.“

Wir können uns nicht einmal rühmen, dass wir Glauben hatten. Denn wir hatten nur deshalb Glauben, weil Gott ihn uns gegeben hatte. Wir können ihn nicht aus uns selbst heraus produzieren. Weiter heißt es: „nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“

An vielen Stellen, wo von Menschen die Rede ist, die Glauben sie wären auf Grund ihrer Werke gerecht gemacht worden, sagt Paulus: Nein! Damit sie sich nicht dessen rühmen. Eine Werksreligion nährt den menschlichen Stolz und Stolz ist die große, zentrale Sünde des Menschen. Deshalb hat Gott einen Weg festgelegt, wie wir gerecht gemacht werden können ohne damit unserem Stolz Nahrung zu geben. Denken wir nur an Leute deren Religion sehr komplex ist. Ich möchte keine Namen nennen, weil ich nicht den Anschein erwecken möchte ich würde jemanden angreifen. Doch im Grunde ist es so: je komplexer ihre Religion ist, desto Stolzer sind sie. Schließlich tun sie etwas wirklich Beschwerliches und schwieriges, wie fasten, Opfer bringen und so weiter. Das nährt den menschlichen Hochmut. Doch Gott wiedersteht dem Hochmütigen. Dem Demütigen aber gibt er Gnade. Deshalb hat Gott einen Weg gefunden, wie wir vor ihm für gerecht erachtet werden können, ohne dass unser Stolz Nahrung bekommt.

Ist euch schon Mal aufgefallen, dass Christen die sehr gesetzlich sind, die sehr auf die Einhaltung von Regeln pochen, oft nicht besonders liebevoll sind. Wenn du dir von ihnen Liebe erhoffst, würdest du nicht viel bekommen. Im Grunde sind Gesetzlichkeit und Liebe eigentlich Gegensätze. Aus diesem Grund müssen wir ständig vor allem auf der Hut sein, was unserem Stolz Auftrieb geben kann. Und im Grunde gibt Religion dem Hochmut Nahrung. Wenn es eine Religion ist ohne die Gnade Gottes, dann nährt sie unseren Stolz.

Werke habe auch ihren Platz

Doch die Werke haben auch ihren Platz. Sie sind nicht belanglos. Sie müssen nur an der richtigen Stelle stehen. Klarer als in Epheser 2,10 kann man es, meines Erachtens, nicht ausdrücken:

„Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Wenn Gott uns in Christus vom Neuem geschaffen hat und die Bibel sagt ja: „wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung“, dann hat er für diese neue Schöpfung auch die dementsprechenden Werke vorbereitet. Doch das alte, fleischliche Wesen, kann nicht in den guten Werken wandeln, die Gott bereitet hat. Du musst zuerst durch den Glauben von neuem geschaffen werden um anschließend in den guten Werken wandeln zu können. Und dann kommt den guten Werken eine außerordentliche Bedeutung zu. Doch man muss auf die richtige Reihenfolge achten. Als erstes die Neuschöpfung durch den Glauben, dann die guten Werke, die Gott für uns bereitet hat. Ich weiß nicht, ob euch schon einmal aufgefallen ist, dass ihr euch nicht ausdenken müsst, was ihr alles für Gott tun sollt, wenn ihr eine neue Schöpfung in Christus geworden seid. Gott hat sich das schon alles bereits ausgedacht. Ihr müsst lediglich herausfinden, welche Werke Gott im Voraus für euch bereitet hat. Versuche nicht einen eigenen Plan für dein Leben zu entwerfen. Finde stattdessen heraus, welchen Plan Gott hat. Der sieht oft ganz anders aus, als wir erwarten würden. Dazu ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben:

Ich war ein Einzelkind. Ich hatte weder Brüder noch Schwestern. Vom 9. Bis zum 25. Lebensjahr war ich im Internat. Ich hatte hier und da eine Freundin, doch sonst kam ich nie mit Mädchen zusammen. Mädchen waren für mich, im Großen und Ganzen, geheimnisvolle Wesen, mit denen ich nicht viel anzufangen wusste. Doch als Gott mich berief, heiratete ich eine Frau, die ein Kinderheim hatte und mit dem Tag unserer Heirat wurde ich der Adaptivvater von acht Mädchen. Kein Mensch hätte gedacht, dass das der passende Weg für Derek Prince gewesen wäre. Wenn ich mein Leben selbst geplant hätte, hätte ich diesen Teil sicher weggelassen. Doch das waren die guten Werke, die Gott für mich vorbereitet hatte, damit ich in ihnen wandeln sollte. Obwohl ich oft versagt habe, gibt es mir ein Gefühl der Zufriedenheit zu wissen, dass ich im Grunde in den guten Werken wandle, die Gott für mich vorbereitet hat.

Was ist Gnade?

Nun beschäftigen wir uns ein wenig mit einer Definition. Und hierzu brauchen wir einen klaren Verstand. Eigentlich brauchen wir immer einen klaren Verstand. Stimmt ihr mir dazu?

Wir müssen uns kurz mit dem Wesen der Gnade befassen. Gnade ist ein herrliches Wort, wird jedoch oft missbraucht. Ich predigte einmal in einer Gemeinde und sagte, „oft ist es so, dass die Gemeinden, die Gnade in ihrem Namen haben, oft am wenigsten über Gnade Bescheid wissen. Dann fiel mir auf, dass ich gerade in einer solchen Gemeinde predigte. Wie dem auch sei. Es ist einfach so: Viele Menschen, die das Wort Gnade verwenden, haben keine Ahnung was es eigentlich bedeutet. Die Grundbedeutung von „Grace“, das englische Wort für Gnade, ist Wohlgestalt, Schönheit. Die erweiterte Bedeutung ist: Eine Schönheit, die Gott uns verleiht, weil wir an ihn glauben. Er macht uns durch seine Gnade schön. Paulus sagt in Römer 11,6:

„Wenn aber aus Gnade, so ist es nicht mehr um der Werke willen; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.“

Mit meinen eigenen Worten ausgedrückt. Du kannst dir Gnade nicht verdienen. Alles was du dir verdienen kannst, ist nicht Gnade. Für viele von uns ist das gerade zu demütigend. Wir müssen uns auf die Gnade Gottes verlassen. Wir können sie uns nicht verdienen. Wir können uns die Gnade Gottes nicht aus eigener Kraft aneignen. Aus Gnade sind wir errettet worden durch Glauben. Und ausgerechnet dann, wenn du anfängst Begeisterung dafür zu entwickeln, dass du Glaube hast, sagt Paulus: „Und das nicht aus uns, Gottes Gabe ist es.“ Wenn du aus Glauben errettet worden bist, gibt es nichts, überhaupt nichts wofür du dir selbst auf die Schulter klopfen könntest. Gott hat dies so eingerichtet, um dich vor der schlimmsten Sünde überhaupt zu bewahren, dem Stolz.

Ich möchte mich noch eingehender damit befassen, in welcher Beziehung Glaube und Werke zu einander stehen. Also das, was wir glauben und das, was wir tun. Meines Wissens kommt alles was ich sagen werde direkt aus dem Neuen Testament und dennoch werden es viele von euch bestürzend ja sogar schockierend finden. Ich habe eines festgestellt. Die meisten bekennenden Christen reagieren mit Bestürzung, wenn man ihnen die einfache, neutestamentliche Heilsbotschaft über die Errettung aus Gnade predigt. Ich sagte einmal vor einer Versammlung, die etwa so groß war wie diese: „Das Christentum besteht selbstverständlich nicht aus Regeln und Vorschriften.“ Dann schaute ich mir die Leute an. Sie waren schockiert. Ich denke sie wären weniger schockiert gewesen wenn ich gesagt hätte: „Gott ist Tod“. Sie sahen im Christentum nichts anderes als Regeln und Vorschriften. Vielleicht geht es euch genauso, aber ich sage euch das Christentum ist kein System aus Vorschriften. Man kann nicht durch Vorschriften und Regeln hinein kommen. Was sagt Paulus nun in Römer 3,20?

Nebenbei, der ganze Römerbrief, dreht sich um die Frage nach der Gerechtigkeit. Das ist das zentrale Thema des Römerbriefs. Wie kann ein Mensch vor Gott gerecht werden? Viele, viele Jahrhunderte zuvor, hatte Hiob in seinem Leid gerufen, in Hiob 9,2: „Wie könnte ein Mensch vor Gott gerecht sein?“ Seine religiösen Freunde machten sich über die Vorstellung lustig, dass überhaupt je ein Mensch vor Gott gerecht sein könnte. Doch Gott hörte Hiobs Schrei und viele, viele Jahre später beantwortete Er seine Frage, wie kann ein Mensch vor Gott gerecht sein? Nämlich im Römerbrief. Die Antwort ist nicht durch Regeln und Vorschriften. Paulus sagt also in Römer 3,20:

„Weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“

In anderen Bibelübersetzungen steht oft „das Gesetz“ anstelle von „Gesetz“. Doch die eben gelesene Version entspricht dem griechischen Original. Mit Zehn habe ich angefangen Griechisch zu lernen. Ich denke also ich weiß was ich sage. Paulus spricht hier nicht von dem Gesetz, sondern er sagt: „Weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Du entgegnest vielleicht, was war eigentlich der Sinn des Gesetzes? Das Gesetz, war Gottes Diagnosemittel, um dein Problem ans Licht zu bringen, um zu offenbaren das du ein Problem hast, nämlich die Sünde. Das Gesetz kann dein Problem zwar diagnostizieren, aber nicht lösen. Es kann nur durch Gnade gelöst werden. Deshalb brauchst du das Gesetz damit es dich an den Punkt bringt, an dem du erkennst, dass du Gnade brauchst. Das ist der Sinn des Gesetzes.

Jakobus sagt, in Jakobus 2,10-11:

„Denn wer das ganze Gesetz hält, [hier ist vom Gesetz des Mose die Rede] sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden. Denn der, welcher gesagt hat: ‚Du sollst nicht ehebrechen!‘, hat auch gesagt: ‚Du sollst nicht töten!‘ Wenn du nun zwar nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden.“

Versteht ihr was Jakobus sagen will? Entweder hältst du das Gesetz ganz oder du hältst es gar nicht. Wer das Gesetz nur zu 99% hält, hält es gar nicht. Das Gesetz ist ein komplettes System. Nebenbei bemerkt, niemand von uns kann das Gesetz auch nur annähernd zu 99% halten. Die orthodoxen Juden sagen, man müsste 613 Gebote halten. Aber unter vier Augen gestehen sie einem dann, dass sie im Grunde nicht mehr halten als ungefähr 32. Kein Mensch auf Erden hält das ganze Gesetz des Mose. Niemand hat das je getan, mit einer Ausnahme. Wisst ihr wer? Jesus. Genau. Er sagte zu seinen Zeitgenossen: „Wer von euch kann mich einer Sünde überführen?“ Sie hatten dem nichts entgegen zu setzten. Er ist der einzige der das Gesetz vollkommen hielt. Du und ich sind dazu nicht fähig.

Als ich mich in der britischen Armee bekehrte und dann anfing mit den Leuten über die Bekehrung zu sprechen, stellte ich fest, dass ihr Denken immer in Richtung Religion ging, nie in Richtung Errettung und Bekehrung. Im Großen und Ganzen war es so, dass jeder einzelne von ihnen mit einer kleinen Liste von Regeln aufwartete, die er alle hielt. Das war seine Gerechtigkeit. Sie war maßgeschneidert auf seine Situation. Wenn er etwas Falsches tat, stand diese Regel eben nicht auf seiner Liste. Ich begriff, dass der Mensch ebenso denkt. Ich bin gerecht, in dem ich bestimmte Regeln und Vorschriften halte. Doch das stimmt nicht. Du könntest es sein, wenn du das ganze Regelsystem halten würdest. Doch das tust du nicht. Niemand tut das. Deshalb kannst du auch nicht sagen, „ich halte so viele Gesetzesvorschriften und das ist doch alles was nötig ist“, weil das Gesetz ein einheitliches und komplettes System ist. Entweder hältst du es ganz oder gar nicht. Wenn du es in seiner Gesamtheit halten würdest, wärst du in den Augen Gottes gerecht. Doch du kannst es nicht, deshalb bleibt dir nur eine einzige Alternative, die Gnade. Etwas was du dir nicht verdienen kannst.

Ich wiederhole nochmal was ich bereits vorgelesen habe. In Römer 3,20 sagt Paulus:

„Weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann.“

Du brauchst erst gar nicht zu versuchen vor Gott gerecht zu werden, indem du bestimmte Regeln und Vorschriften hältst. Du wirst unweigerlich scheitern. Das sagt dieser Vers. Wenn deine Regeln richtig sind, kannst du sie nicht halten. Wenn deine Regeln falsch sind, wirst du nicht gerecht, indem du falsche Regeln hältst. Verstehst du?

Gehen wir nun einen Schritt weiter. Viele Leute sind schockiert wenn ich dies sage.

Gesetz und Gnade schließen sich gegenseitig aus

Man kann nicht von beiden profitieren, sondern entweder von dem einen oder von dem anderen. Lesen wir hierzu Römer 6,14:

„Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“

Wir haben zwei Alternativen vor uns, die sich gegenseitig ausschließen. Entweder ist man unter dem Gesetz oder unter der Gnade, aber man kann nicht unter beiden gleichzeitig sein. Und wenn du unter dem Gesetz bist, bist du nicht unter der Gnade. Und wenn du unter der Gnade bist, bist du nicht unter dem Gesetz. Was Paulus hier sagt hat sehr weitreichende Konsequenzen. Er sagt, die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz sondern unter der Gnade. Das bedeutet, wenn du unter dem Gesetz bist, würde die Sünde über dich herrschen. Der einzige Ausweg aus der Herrschaft der Sünde ist demnach der, damit aufzuhören ein Gesetz halten zu wollen und stattdessen von der Gnade Gottes Gebrauch zu machen. Ich hab euch gesagt, dass das schockierend ist. Ich sehe, dass einige von euch schon ein wenig schockiert sind. Nun sagt Paulus in Römer 8,14:

„Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“

Wer sind die echten Kinder Gottes? Jene, die sich regelmäßig vom Geist Gottes leiten lassen. Das ist die Alternative zum Einhalten von Regeln und Vorschriften. Du kannst entweder bestimmte Regeln einhalten oder dich vom Heiligen Geist leiten lassen, aber du kannst nicht beides gleichzeitig. Ich verwende zur Veranschaulichung gerne folgendes Beispiel. Vielleicht hilft es den Sachverhalt zu verdeutlichen.

Ein junger Mann kommt frisch von der Bibelschule. Er hat einen akademischen Abschluss in Theologie, er ist stark und gesund und er muss von einem bestimmten Ausgangspunkt aus zu einem Zielpunkt reisen. Gott sagt zu ihm: „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder nimmst du die Karte oder du nimmst die Dienste eines ortskundigen Führers in Anspruch.“ Der junge Mann sagt: „Ich bin Klever genug. Ich habe meinen Abschluss in Theologie. Ich weiß, wie man Karten liest. Ich nehme die Karte. Ich brauche keinen Führer.“ Am Abreisetag scheint die Sonne und die Vögel singen. Doch etwa drei Tage später wird es finster. Er befindet sich mitten in der Nacht in einem Wald unmittelbar vor einem Felsabsturz und weiß nicht mehr wo Süden, Norden, Osten oder Westen ist. Da hört er eine sanfte Stimme die zu ihm sagt: „Kann ich dir helfen?“

Wisst ihr wer das ist? Der Heilige Geist, der Führer. Der Mann sagt: „Heiliger Geist, ich brauche dich dringend.“ Der Heilige Geist holt ihn aus seiner misslichen Lage und sie gehen gemeinsam weiter. Nach einiger Zeit sagt der Mann zu sich selbst: „Ich war wohl ein wenig begriffsstutzig. Ich hätte das leicht ohne fremde Hilfe schaffen können. Ich muss wirklich nicht in Panik geraten.“ Er sieht sich um und sein Führer ist nicht mehr da. Er ist allein und denkt sich: „Ich schaffe es auch so.“ Wieder drei Tage später, steckt er mitten in einem Sumpf. Mit jedem Schritt sinkt er tiefer ein. Er kommt nicht heraus. Wieder sagt die sanfte Stimme zu ihm: „Vielleicht brauchst du mich jetzt?“ „Oh Heiliger Geist, bitte hilf mir! Nur du kannst mich da herausholen.“ Und von nun an geht er mit dem Heiligen Geist weiter auf sein Ziel zu. Dann sagt er zu seinem Führer, dem Heiligen Geist: „Weißt du ich habe eine ausgezeichnete Karte. Vielleicht sollte ich sie dir mal zeigen?“ Der Führer erwidert: „Danke, aber ich brauche die Karte nicht, ich kenne den Weg. Abgesehen davon, habe ich die Karte gezeichnet.“

Versteht ihr was ich sagen will? Wie lange dauert es noch, bis wir erkennen, dass wir es alleine nicht schaffen. Mit unseren guten Werken, unserem Regelgehorsam kommen wir nicht ans Ziel. Sondern nur mit dem Heiligen Geist, dem Geist der Gnade. Denn so viele regelmäßig durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.

Allein durch Gnade

In Galater 5 greift Paulus dieses Thema wieder auf. Dieses Thema ist eines der Hauptthemen des Neuen Testaments. Jeder der dieses Thema nicht wirklich bewältigt hat, lebt in einer Art Grauzone. Ich denke viele Christen leben in einer Art Grauzone zwischen Gesetz und Gnade und sie können beides nicht voneinander unterscheiden und wissen nicht wie sie in den Genuss der Gnade Gottes kommen können. Paulus sagt in Galater 5,18:

„Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.“

Er sagte bereits an anderer Stelle: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.“

Du hast also die Wahl. Du kannst wie ein Sohn Gottes leben und vom Heiligen Geist geleitete werden, oder dem Heiligen Geist den Rücken zu wenden und versuchen das Gesetz zu halten. Aber du kannst nicht beides miteinander vereinen. Das ist der Kern dessen, was ich euch vermitteln will. Das ist der Punkt an dem viele Leute in eine Grauzone hinein geraten. Sie vertrauen zur Hälfte auf die Gnade und zur anderen Hälfte auf ihr eigenes kleines Regelwerk, das sie befolgen. Versteht mich richtig. Ich sage nicht es sei schlecht sich an Regeln zu halten. Ich sage nur du wirst nicht Gerecht in dem du dich an Regeln hältst. Habt ihr das Verstanden? Ich denk ich wiederhole es besser. Du wirst nicht gerecht indem du dich an Regeln hältst. Die meisten von euch aber gehören einer Gemeinde oder Konfession an, die ihre eigenen Regeln hat.

Ich denke du solltest dich an die Regeln halten, die in deiner speziellen Gruppierung üblich sind. Wenn du dich nicht an diese Regeln halten kannst, solltest du nicht dazu gehören. Doch du wirst nicht gerecht, indem du dich an diese Regeln hältst. Diese Regeln sind wirklich ein wichtiger Grund für Spaltungen im Leib Christi, weil die meisten religiösen Gruppierungen ihr eigenes, spezielles Regelwerk haben. Die Katholiken haben eins, die Baptisten haben ein anderes, die Sieben Tage Adventisten haben wieder ein anderes, die Pfingstler wieder ein anderes und so weiter. Die meisten Christen in diesen Gruppierungen denken wir sind gerecht, weil wir uns an diese Regeln halten. Dann schauen sie auf die Leute die sich an anderen Regeln halten und sagen: „Die anderen sind eigentlich nicht wirklich gerecht, weil sie sich nicht an unseren Regeln halten.“

Seht ihr, was Gesetzlichkeit anrichtet? Sie spaltet den Leib Christi. Die Baptisten können und sollen sich an ihre Regeln halten, vorausgesetzt sie sind biblisch. Dasselbe gilt für die Pfingstler, dasselbe gilt für die Katholiken, vorausgesetzt sie sind biblisch. Doch vergesst nicht, dass niemand von ihnen dadurch gerecht wird, dass er sich an seine speziellen Regeln hält. Man wird nur durch Glauben gerecht. Das Problem liegt darin, das wir vermutlich den Glauben links liegen lassen, wenn wir uns auf Regeln konzentrieren und dann befinden wir uns schon wieder in dieser Grauzone. Oder es ergeht uns wie dem jungen Mann, der glaubte er komme mit der Karte klar und dann in den Sumpf geriet. Einige von euch wissen wie es ist, wenn man in einem Sumpf steckt. Ja einige sind nur deshalb hier, weil sie aus dem Sumpf wieder herauskamen und erkannten, dass sie den Heiligen Geist brauchen. Amen!

Nun kommt das nächste schockierende Statement. Ich würde es nicht wagen so etwas zu sagen, wenn es nicht Paulus schon vor mir gesagt hätte. Wir finden es in Römer 7. Ich sag euch eins. Der Römerbrief ist ein herrliches Buch. Ich war Professor für Logik, bevor ich Christ wurde. Ich interessierte mich sehr für Logik und glaube nach wie vor, dass sie etwas Wunderbares ist. Sie funktioniert wie einen Computer. Wenn man einem Computer die richtigen Informationen eingibt, bekommt man die richtigen Resultate. Doch wenn man die falschen Informationen eingibt, bekommt man auch die falschen Resultate. Die Logik gibt keine Antworten, sie versetzt uns lediglich in die Lage herauszufinden, ob unsere Schlussfolgerungen sinnvoll sind. Ich würde sagen, dass die Bibel das logischste Buch ist, das ich je gelesen habe. Ich persönlich fühle mich nicht geistig minderwertig, weil ich an die Bibel glaube. Das ist meine persönliche Auffassung. Ich würde euch auch nahelegen, euch nicht intellektuell minderwertig zu fühlen, bloß weil ihr an die Bibel glaubt und von anderen Leuten vielleicht als Fundamentalisten bezeichnet werdet. Gut. Seid Fundamentalisten, was auch immer das ist. Dieses Wort wird meist verwendet, um die Emotionen anderer Leute gegen euch zu schüren. Die Leute die immer über Fundamentalismus reden, haben nicht definiert was man darunter versteht. Es gibt viele Worte derer man sich bedient, um andere Leute zu brandmarken, ohne das sie tatsächlich definiert worden wären. Lasst euch nicht beunruhigen, wenn andere euch Fundamentalisten nennen. Das nächste Mal wenn jemand so etwas zu euch sagt, dann fragt zurück: „Könnten sie mir bitte erklären, was sie mit Fundamentalist meinen?“

Gut. Nun kommen wir also zu dieser schockierenden Aussage in Römer 7. Je weiter man Paulus folgt, desto schockierender wird er. Römer 7,4:

„Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet durch den Leib Christi, sodass ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.“

Paulus sagt folgendes: Wenn du ein religiöser Jude warst, warst du früher mit dem Gesetz verheiratet. Sich vom Gesetz abzuwenden und jemand anderen zu heiraten, wäre Ehebruch, geistlicher Ehebruch. Es sei denn du würdest feststellen, dass das Gesetz gestorben ist. Und durch den Tod Jesu am Kreuz, wurde das Gesetz tatsächlich getötet. Versteh ihr? Das ist das eigentliche Problem der meisten Juden. Sie haben das Gefühl sie wären ihrem Ehemann untreu, wenn sie sich nicht bemühen das Gesetz zu halten, worin sie im Grunde sowieso keine großen Anstrengungen zeigen. Sie brauchen die Offenbarung, dass das Gesetz in Christus getötet wurde, damit sie einen anderen, nämlich den auferstanden Messias, heiraten können. Und durch ihn können sowohl sie als auch wir Frucht bringen. Versteht ihr? Nur aus einer Vereinigung entsteht Frucht. Mit wem wir uns vereinigen gibt den Ausschlag dafür, welche Frucht wir hervorbringen. Wenn wir mit Christus vereinigt sind, werden wir die Frucht des Geistes hervorbringen.

Paulus sagt weiter: „Denn solange wir dem Fleisch verfallen waren, da waren die sündigen Leidenschaften, die durchs Gesetz erregt wurden, kräftig in unsern Gliedern, sodass wir dem Tode Frucht brachten.“ (Römer 7,5, Schlachter 2000)

Eine erstaunliche Aussage, nicht wahr. Die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz erregt wurden. Mit anderen Worten. Paulus sagt: „Das Gesetz erregte die sündhaften Leidenschaften.“ Lasst diesen Satz auf euch wirken. In dieselbe Richtung geht 1. Korinther 15,56. Das ist auch so eine Aussage, die einem die Sprache verschlägt.

„Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.“

In seinen weiteren Ausführungen in Römer 7 erklärt Paulus, mit dem Gesetz sei an sich alles in Ordnung, es sei vollkommen. Das Problem liege in uns. Ich möchte es so formulieren: Das Gesetz wirkt äußerlich. Es sagt: „Tu dies, tu jenes nicht.“ Du erwiderst: „Gut, ich werde dies tun und jenes nicht tun.“ Und mit dieser Reaktion, vertraust du im Grunde auf deine eigenen Fähigkeiten. Das ist das Problem, denn du verfügst nicht über die Fähigkeit zu tun was richtig ist und zu lassen was falsch ist. Es ist der ureigenste Wesenszug unseres Fleisches, das wir uns auf uns Selbst verlassen und nicht von Gott abhängig sein wollen.

Gehen wir zurück zur Versuchung im Garten Eden. Womit motivierte Satan den Menschen, indem er sagte du wirst wie Gott sein. Es ist an sich nicht schlecht wie Gott sein zu wollen, wo lag das Problem dann? Sie würden wie Gott sein ohne von Gott abhängig zu sein. Sie würden sich auf ihre Erkenntnis von Gut und Böse verlassen. Das ist das Kernproblem der Menschheit. Das ist das Kernproblem aller religiösen Menschen. Wir wollen wie Gott sein, aber wir wollen nicht von Gott abhängig sein. Im Grunde ist Sünde die Weigerung sich von Gott abhängig zu machen. Das ist das Wesen der Sünde. Sünde ist keine spezielle sündhafte Handlung, sondern die Grundhaltung, dass du dich auf dich selbst verlässt, wodurch die Gnade Gottes in deinem Leben keinen Raum hat. Ich denke das ist der größte Brocken, den Gott in dir und mir zu bewältigen hat. Diese selbstgerechte Grundhaltung: „Ich schaffe es selbst. Ich brauche Gott nicht.“

Soweit ich weiß – und das ist nur meine Meinung – gibt es im ganzen Universum nur zwei Arten von Wesen die von Gott unabhängig sein wollen. Zum einen die gefallenen Engel, die gemeinsam mit Satan rebellierten und zum anderen die Menschen. Niemand und nichts anderes im Universum will von Gott unabhängig sein. Die Vögel wollen nicht unabhängig sein, die Fische wollen es nicht, andere Geschöpfe wollen es nicht, die Sterne wollen es nicht. Sie alle sind glücklich damit von Gott abhängig zu sein. Doch du und ich wir haben auf Grund des Sündenfalls und unseres fleischlichen Wesens dieses Problem geerbt, wir wollen nicht von Gott abhängig sein. Wir wollen immer sagen können, ich habe es selbst geschafft. Ich habe Gott nicht gebraucht.

Liebe Freunde, ihr braucht Gott gerade dann am aller dringendsten und am aller nötigsten, wenn ihr denkt ihr bräuchtet ihn nicht. Wenn ihr euren Erfahrungsschatz als Christen analysiert, werdet ihr meines Erachtens zum Schluss kommen, dass jedes Problem, das ihr in euch selbst entdeckt, darauf zurück zu führen war, dass ihr versucht hattet ohne Gott klar zu kommen, dass ihr euch geweigert hattet, euch von der Gnade Gottes abhängig zu machen.

Ruth war vor einigen Jahren im Krankenhaus und stand kurz vor einer Operation. Sie war sehr schwach, sie wollte die Bibel lesen, war jedoch nicht dazu in der Lage. Es war ein katholisches Krankenhaus. Wenn ich in den USA in ein Krankenhaus gehen müsste, dann in ein katholisches, denn dort hat man wenigstens noch ein bisschen Mitgefühl, in den anderen ist nicht mehr viel davon übrig. Das nur am Rande. Das mag jetzt in Neuseeland nicht der Fall sein. Gut. Ruth war also in einem katholischen Krankenhaus. Die Oberschwester die schon gut über 70 war, machte ihren Rundgang und besuchte die Neuzugänge. Sie sah, dass Ruth eine Bibel hatte, aber zu schwach zum Lesen war. Sie sagte: „Kann ich noch etwas für sie tun?“ Ruth erwiderte: „Ja, könnten sie mir aus der Bibel vorlesen?“ Die Schwester sagte: „Welche Stelle soll ich ihnen vorlesen?“ Ruth antwortete: „Philipper 2.“ Die Schwester sagte: „Ich bekam diese Stelle, als ich mein Gelübde ablegte.“ So hatten sie einen gemeinsamen Nenner gefunden. 

Dann erzählte die Schwester Ruth von einem persönlichen Erlebnis. Sie hatte an Exorzismen für Ordensschwestern teilgenommen, wo man einen Trappistenmönch als Referenten eingeladen hatte. Trappisten dürfen innerhalb ihres Ordens nicht sprechen. Sie haben ein Schweigegelübde abgelegt. Doch wenn es ihnen mitunter gestattet wird, das Kloster zu verlassen, dürfen sie anderen Lehren, was sie in der Stille gelernt haben. Dieser Trappistenmönch hatte die katholischen Ordensschwestern folgendes gelehrt. Die Schwester erzählte Ruth davon. Für mich ist das wirklich ein Segen, weil ich sehe, dass Gott sein Ziel erreicht, wenn er sein Ziel erreichen will. Da war dieser Mönch, der unter einem Schweigegelübde steht, der vor einer kleinen Gruppe katholischer Ordensschwestern lehrt, die eigentlich eine geschlossene Gruppe waren. Doch diese Botschaft erreichte mich und sie wurde mit meinen Predigten schon oft auf Band aufgenommen. So geht sie praktisch hinaus in die ganze Welt. Wer hat das geplant? Niemand anders als Gott.

Der Trappistenmönch sagte zu den Ordensschwestern: „Betet dafür, dass es euer Verlangen wird, nicht hochgeachtete zu werden, nicht unabhängig zu sein und nicht alles in der Hand zu haben.“ Würdet ihr das auch beten? Man muss die Worte auf sich wirken lassen, nicht wahr. Ich habe lange darüber nachgedacht. Nicht hochgeachtet werden, da hab ich kein großes Problem damit. Nicht unabhängig sein. Ich habe erkannt, dass Unabhängigkeit ein Fehler ist. Sicherheiten, ich meine, keine Sicherheiten haben zu wollen. Nicht hochgeachtete zu werden, keine Sicherheiten haben zu wollen, nicht alles in der Hand zu haben. Die letzten beiden beunruhigen mich. Kann ich mir wirklich Wünschen, keine Sicherheiten zu haben? Gut, meine Sicherheit ist im Herrn. Doch wenn es heißt: „nicht alles in der Hand zu haben.“ Das ist das schwierigste für mich. Wünsch ich mir wirklich nicht alles in der Hand zu haben? Mit anderen Worten, bin ich wirklich bereit Gott alles in die Hand zu geben? Darum geht’s. Wenn Gott alles in der Hand hat, das ist Gnade. Ich segne diese liebe Schwester, hoffentlich ist sie noch am Leben. Ich danke ihr, für diese Bereicherung meines Denkens durch Ruth. Ich sehe es wirklich so. Das Grundproblem der Menschheit, ist das Verlangen alles in der Hand zu haben, Sicherheiten zu haben und von niemandem abhängig zu sein. Der Kernpunkt der Sünde ist, das man in einem Universum lebt, das von einem liebevollen, allwissenden Gott geschaffen wurde und dann von ihm unabhängig sein möchte. Brüder und Schwestern, erzählt mir nicht, ihr hättet dieses Problem noch nie gehabt. Denn es gibt niemanden unter uns, der immer damit zufrieden gewesen wäre, von Gott abhängig zu sein und ihm alles zu überlassen. Das ist der echte Wandel im Glauben. Das ist ein Leben in Gnade. Wir kommen nicht innerhalb weniger Stunden dort hin. Ich bin schon seit mehr als 50 Jahren unterwegs und immer noch nicht dort. Aber ich will euch ermutigen. Ich bin heute näher dran als je zuvor.

Gehen wir nun weiter. Das Gesetz erregt die Sünde. Warum? Weil es sagt: „Du kannst es schaffen. Mach weiter so. Verlass dich auf dich selbst. Du brauchst nichts anderes zu tun, als dich an diese Regeln zu halten.“ Dadurch legt es dich herein und bringt dich dazu, dass du dich auf dich selbst verlässt und nur auf dich selbst vertraust. So betrügt uns das Gesetz. Ich muss jedoch noch einmal sagen, mit dem Gesetz ist alles in Ordnung. Paulus sagt im selben Kapitel, das Gesetz ist gut, das Gesetz ist vollkommen, am Gesetz ist nichts auszusetzen. Das Problem liegt in uns. In unserem fleischlichen Wesen haben wir alle den Wunsch, unabhängig zu sein. Sicher habt ihr alle schon einmal einem Baby zugeschaut. Ich stelle fest, dass mit etwa zwei Jahren dieses Verlangen zum Vorschein kommt. Du sagst zu diesem niedlichen, kleinen Zweijährigen: „Komm her zu mir“, und er dreht sich um und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Das ist das alte, fleischliche Wesen, das sich in uns manifestiert. Das Gesetz ist Gottes Diagnosemittel, um dieses Problem ans Licht zu bringen. Wenn du zu deinem Arzt sagen würdest, „Herr Doktor, ich habe Bauchschmerzen“, dann würde er dir nicht so ohne weiteres Tabletten geben, sondern viel mehr versuchen herauszufinden warum du Bauchschmerzen hast. Mit anderen Worten, bevor er eine Medizin verschreibt, stellt er eine Diagnose. Genauso verfährt Gott mit uns. Er gibt uns erst dann eine Medizin, nachdem er unser Problem diagnostiziert hat. Dann wissen wir, dass wir Medizin unbedingt brauchen.

So gehen wir nun weiter zu Römer 10,4:

„Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“

Sobald du an Jesus Christus glaubst, ist es das Ende des Gesetzes. Nicht das Ende des Gesetzes in jederlei Hinsicht, sondern das Ende des Gesetzes zum Zwecke der Rechtfertigung. Christus hat dem Gesetz, als Mittel um vor Gott Gerechtigkeit zu erlangen, ein Ende bereitet. Als er starb wurde dies vollbracht. Als er von den Toten auferstand, bot er uns eine neue Möglichkeit an, wie wir, ohne das Gesetz halten zu müssen, vor Gott gerecht werden könnten. Deshalb ist Christus das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit. Er ist nicht das Ende des Gesetzes als Teil des Wortes Gottes oder als Teil der Geschichte Israels oder als Beispiel dessen, wie Gott an Menschen handelt. Dieses Gesetz gibt es immer noch. Doch in dem Sinne, dass es ein Mittel ist, um gerecht zu werden, hat der Tod Christi am Kreuz das Gesetz endgültig beendet.

Betrachten wir nun kurz das Beispiel der Christen in Galatien. Der Galaterbrief ist ein sehr interessanter Brief. Wenn du Sinn für Theologie hättest und ich dich fragen würde, mit welchem Problem sich Paulus im Galaterbrief beschäftigt, würdest du antworten: „Mit Gesetzlichkeit“. Das ist die offizielle theologische Beschreibung dieses Problems. Paulus beginnt die meisten seiner Briefe, die an Gemeinden gerichtet sind, mit einer leidenschaftlichen Danksagung für all das Gute, das es dort schon gibt. Sogar in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth, wo ein Mann mit der Frau seines Vaters zusammen lebte und sich die Leute am Tisch des Herrn betranken, beginnt er, indem er Gott feurig für seine Gnade dankt. Doch in seinem Brief an die Galater, gerät er so in Rage, das er keine Zeit findet, Gott für seine Gnade zu danken.

Welches Problem hatten die Galater? Nicht Trunkenheit, nicht Unmoral, sondern Gesetzlichkeit. Paulus sah darin eine weit größere Bedrohung für ihr Wohlergehen, als in Unmoral oder Trunkenheit. Versteht mich richtig. Ich sage damit nicht, Gott würde Unmoral oder Trunkenheit gut heißen. Ich sage vielmehr, diese Probleme sind weit leichter zu beheben als Gesetzlichkeit. Weil Gesetzlichkeit sehr unterschwellig wirkt. Sie sieht so gut aus und wir haben so sehr das Gefühl, das sie richtig ist, dass es sehr schwer für uns ist, davon frei zu werden. Doch Paulus sagt in Galater 1,6 folgendes zu den Galatern:

„Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem andern Evangelium, obwohl es doch kein andres gibt; nur dass einige da sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren.“

Er hatte nicht viel Gutes zu sagen. Er sagte nur: „Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell abgewandt habt.“ Abgewandt wohin? Zur Gesetzlichkeit. Dazu, dass sie bestimmte Regeln befolgten und glaubten sie könnten dadurch gerettet werden. In Galater 3,1 greift er dieses Thema wieder auf und sagt:

„O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert…“

Vor etlichen Jahren las ich einmal diesen Vers und mir wurde plötzlich bewusst, dass „pfingstlerische“ oder „charismatische“ Christen bezaubert sein konnten, denn schließlich war es keine Frage, dass die Galater Charismatiker waren. Damit wurde ein gewaltiges, gedankliches Problem gelöst, dass ich damals hatte, denn die Stelle erklärte mir eine Situation, die in der Gemeinde aufgetaucht war, deren Pastor ich damals gewesen war. Ich werde nicht in die Details gehen, aber ich erkannte, dass meine gesamte Gemeinde von der Frau des vorigen Pastors bezaubert worden war. Sie hatte sich von ihrem Mann scheiden lassen und ein Mitglied des Leiterkreises geheiratet und übte immer noch geistliche Macht auf die Menschen aus. Ich möchte euch das als Hilfestellung geben, wenn ihr mit einem Problem zu tun habt, dass ihr überhaupt nicht verstehen könnt, dann könnte es vielleicht dieses Problem sein. Vielleicht sind die Leute mit denen ihr es zu tun habt bezaubert worden. So wie Paulus dieses Wort verwendet, ist der Sinn völlig klar. Das griechische Wort für „bezaubert“ heißt wörtlich: Mit dem Auge schlagen. Die Menschen sind mit dem Auge geschlagen worden, das heißt, sie stehen im Bannkreis eines bösen Blickes, der sie bezaubert.

Vor einigen Jahren kam ein griechisch-orthodoxer Priester zu mir, der Charismatiker geworden war. Er wollte für sich beten lassen und meinte: „Ich bin bezaubert worden. Jemand hat einen bösen Blick auf mich gelegt.“ Er war ein sehr nüchterner Mann, der seine Bibel kannte. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, sondern euch nur darauf hinweisen, dass so etwas möglich, ja an manchen Orten sogar wahrscheinlich ist.

„O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte?“

Paulus sagt: „Ich habe euch die Botschaft vom Kreuz gepredigt. Ich habe euch vor Augen gemalt, dass Jesus für eure Sünden gekreuzigt wurde. Wie kann das sein, dass ihr euch von dem weg und zu einer anderen Grundlage der Rechtfertigung hinbewegt habt?“

„Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?“

Wurdet ihr im Heiligen Geist getauft, weil ihr euch an bestimmte Regeln gehalten oder weil ihr die Botschaft gehört und sie im Glauben angenommen habt? Ich möchte euch eine Frage stellen. Ist heute jemand hier, der im Heiligen Geist getauft wurde, weil er sich an ein bestimmtes Regelwerk gehalten hatte? Nein, niemand. Das dürfen wir nie vergessen. Das Einhalten von Vorschriften hat uns nicht gerettet. Wir haben die Geistestaufe nicht empfangen, weil wir bestimmte Regeln befolgt haben. Wir empfingen sie, wie Paulus sagt, „aus der Kunde des Glaubens.“ Wir hörten der Botschaft gläubig zu. Wir glaubten sie und wir empfingen.

Dann sagt er: „Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr‘s denn nun im Fleisch vollenden?“

Wenn man es so formuliert, ist das wirklich eine Torheit, oder nicht? Wenn ihr den Heiligen Geist gebraucht habt, um überhaupt auf den Weg der Gerechtigkeit zu kommen, wie könnt ihr dann je etwas anderes tun, als euch vom Heiligen Geist abhängig zu machen. Wie könnt ihr je auf den Gedanken kommen, euch auf eure eigenen, persönlichen Regeln zu verlassen. Aber ihr seht, es ist sehr real. Paulus sagt weiter in Vers 10:

„Denn die aus den Werken des Gesetzes leben, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben (5. Mose 27,26): ‚Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er‘s tue!‘“

Das heißt, wenn du Gerechtfertigt werden willst, indem du das Gesetz hältst, musst du immer das ganze Gesetz halten. Und wenn du versuchst das Gesetz zu halten und nicht immer das ganze Gesetz hältst, dann kommst du unter den Fluch. Der lautet: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt, in allem was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.“ Können Pfingstler oder Charismatiker überhaupt unter einen Fluch kommen? Durchaus. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich erzähle es euch, ohne in die Details zu gehen. Ich war Teil einer Bewegung innerhalb des Leibes Christi, die der Heilige Geist in einem souveränen, von uns nicht voraus geahnten Akt, anfing. Gott verband mich mit drei anderen Predigern, die allesamt recht Bekannt sind. Es war ein souveränes Wirken Gottes. Wir fingen im Geist an. Doch kaum ein Jahr später, endeten wir im Fleisch. Das hatte katastrophale Folgen. Ich weiß also, dass so etwas real ist. In seiner Gnade, führte Gott mich wieder heraus, weil ich die Bibel lese und die Situation zu erkennen glaubte in der ich mich befand. Aber ich sage es euch, liebe Brüder und Schwestern, das ist nicht aus grauer Vorzeit, sondern geschieht heute immer noch. Nämlich, Menschen die im Geist anfangen und dann versuchen durch ihr Fleisch vollkommen zu werden, geraten unter einem Fluch. Meiner Auffassung nach, wenn ich das so sagen darf, steht ein großer Teil des Leibes Christi unter einem Fluch. Ich verweise euch in dem Zusammenhang noch auf Jeremia 17,5:

„So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom HERRN.“

Da es heißt „dessen Herz vom Herrn weicht“, ist klar, dass dieser Mensch eine Beziehung zum Herrn hatte. Doch kaum hatte er diese Beziehung, fing er, an auf Menschen und auf sich selbst zu vertrauen, und sein Herz wich vom Herrn. Das ist meines Erachtens einem Großteil der bekennenden, christlichen Kirchen widerfahren. Ich werde keine Namen nennen, doch die meisten wichtigen Konfessionen oder Bewegungen innerhalb des Leibes Christi, die wir kennen, wurden durch ein souveränes Wirken des Geistes Gottes und durch die Gnade Gottes ins Leben gerufen. Wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, wäre nichts aus ihnen geworden. Doch wie viele von ihnen wandeln heute noch in der Gnade Gottes? Ich würde sagen nur sehr wenige. Sie haben sich unter den Fluch gebracht, der in Jeremia 17,5 ausgesprochen wurde: „Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seiner Stärke macht.“

Ich möchte dies mit einem persönlichen Beispiel verdeutlichen. Ruth und ich beschlossen unser Haus in Jerusalem zu verkaufen und gingen zu einem Makler. Er sagte: „Das ist ein schönes Haus. Sie werden es sicher schnell verkaufen, es ist so und so viel Wert.“ 14 Monate lang fand sich kein Käufer, wir verstanden das nicht. Dann nahm ich an einem Gottesdienst der Christ Church teil, der Gemeinde die wir in Jerusalem besuchen und der Pfarrer sagte: „Ich muss mit einem Mann beten, der Befreiung von bösen Geistern braucht“. Nicht alle Pfarrer reden so, dieser jedoch schon. Deshalb mögen wir ihn auch. Ich dachte, vielleicht kann ich ihn dabei unterstützen und nahm kurz darauf an dem Befreiungsgebet für einen Missionar aus Afrika teil, der unter einen Fluch gekommen war. Ohne euch Einzelheiten zu nennen, dieser Fluch war von einem schwarzen, afrikanischen Bischof ausgesprochen worden. Dieser Mann war auf jeden Fall dem Tode nah. Wir beteten für ihn und er wurde von etlichen bösen Geistern befreit. Dann sprachen wir ihn auf seine grundsätzliche Lebenseinstellung an. Ich sagte zu ihm: „Wissen sie, mir scheint, dass sie sich im Grunde auf sich selbst verlassen. Sie verlassen sich nicht wirklich auf die Gnade Gottes“, und fügte hinzu „Ich habe dieses Problem“. Ich wollte das gar nicht sagen. Es rutschte mir einfach so heraus. Ich habe dasselbe Problem, weil ich beim Verkauf unseres Hauses darauf vertraue, was ich selbst tun kann. Ich verlasse mich auf mich selbst. Unverblümt wie sie ist, sagte Ruth vor all den Leuten: „Dann bist du ja unter einem Fluch!“ Ich erwidert: „Das stimmt.“ Ich bekannte es, tat Buße und löste mich von dem Fluch. Wir verließen den Gottesdienst und fuhren zurück zu unserem neuen Apartment, wo wir inzwischen wohnten. Im Erdgeschoß begegnete uns der Makler. Er sagte: „Ich möchte ihr Haus gerne einigen Interessenten zeigen.“ Innerhalb von zwei Wochen war das Haus verkauft. Versteht ihr? Sobald ich vom Fluch frei war, konnte Gott zu unseren Gunsten handeln.

Wie ich sehe haben einige von euch verstanden, was ich sagen möchte. Nun Gut. Machen wir nun mit unserem Thema weiter. Zunächst noch einige allgemeine Anmerkungen und dann beleuchten wir die positive Seite. Ich sagte es bereits, möchte es aber noch einmal wiederholen:

Das Gesetz wirkt äußerlich und verweist uns auf unsere eigene menschliche Kraft. Die Gnade wirkt innerlich und verleiht uns übernatürliche Kraft. Wir schaffen es nur durch die Gnade.

In 3. Mose 11,44 und 1. Petrus 1,16 finden wir das Gebot: „Seid Heilig.“ Das ist ein Gebot Gottes. Doch in 3. Moses 11 steht dieses Gebot am Ende einer sehr detaillierten Vorschrift darüber, was man essen darf und was man nicht. Das heißt, man muss all diese Vorschriften einhalten, wenn man heilig sein möchte. In 1. Petrus 1,16 ist dieses Gebot an keine Vorschrift geknüpft. Die Botschaft lautet einfach nur: „Seid Heilig.“ Es ist eine Botschaft von Jesus. Er sagt: „Lasst mich meine Heiligung in euch leben.“ Das ist etwas völlig anderes. Wir verlassen uns nicht mehr darauf, was wir selbst schaffen können, sondern darauf, was die Gnade Gottes und Jesu bewirkt, was wir selbst nicht tun können. Ihr könnt euch zwischen beiden Varianten entscheiden.

Wir haben noch ein wenig Zeit, um die positive Seite dieses ganzen Themenbereichs zu beleuchten. Ich möchte gerne Römer 8, 3 und 4 lesen. Hört gut zu was hier steht. Römer 8,3-4:

„Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war…“, seht ihr mit dem Gesetz ist alles in Ordnung. Das Problem ist unsere eigene Schwäche.

„Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, [und nun die positive Seite] damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.“

Nun lautet die große Preisfrage: Was ist die gerechte Anforderung des Gesetzes? Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht? Ich kann die Frage mit einem Wort beantworten. Fünf Buchstaben. Es ist die Liebe. Die Liebe ist die gerechte Anforderung des Gesetzes. Ich werde euch das ganz schnell Anhand einiger Bibelstellen belegen und dann schließen wir. In Matthäus 22, stellt ein Anwalt Jesus eine Frage. Ihr wisst wie die Anwälte denken. Vers 35:

„Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“

Eine Konkrete Frage auf die Jesus ihm umgehend eine konkrete Antwort gab.

„Jesus aber antwortete ihm: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt‘. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“

Das Schlüsselwort ist Liebe. Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. Dann kommentiert Jesus:

„In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“

Nun, wenn mir heiß wäre – und mir ist heiß – und ich mein Sakko ausziehen wollte, bräuchte ich einen Hacken an dem ich es aufhängen könnte. Der Hacken müsste schon vorher da sein, damit ich mein Sakko überhaupt daran aufhängen könnte. Diese Gebote sind gleichermaßen der Hacken, an dem das ganze Gesetz und die Propheten hängen. Mit anderen Worten, wenn du das ganze Gesetz und die Propheten gelesen hast, sagen sie beide im Grunde: „Liebe Gott und liebe deinen Nächsten.“ Das ist die gerechte Anforderung des Gesetzes.

Und dann in Römer 13,8 sagt Paulus:

„Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.“

Ich bin absolut dafür, keine Schulden zu haben. Doch es gibt eine Schuld, die mir nie erlassen wird. Welche? Meine Glaubensgeschwister zu lieben, meine Mitmenschen zu lieben. Das bin ich ihnen schuldig. Ich stehe diesbezüglich immer in ihrer Schuld. Ich kann diese Schuldigkeit nicht loswerden.

Paulus fährt fort: „Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): ‚Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren‘, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3. Mose 19,18): ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“

Das ist doch sehr deutlich, oder nicht? Dann gehen wir noch zu Galater 5,14. Es ist fantastisch wie eng Römer und Galater zusammenhängen. Galater 5,14:

„Denn das ganze Gesetz ist in ‚einem‘ Wort erfüllt“ – das ganze Gesetz ist in ‚einem‘ Wort erfüllt! „… in dem (3. Mose 19,18): ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!‘“

Etwas weiter vorne in Galater 5,6 heißt es:

„Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“

Wie wirkt der Glaube, sagt es mir. Durch Liebe. Gut. Im Jakobusbrief heißt es: „Glaube ohne Werke ist tot. Und der Glaube wirkt durch Liebe.“ Also bekommt man folgende Gleichung. Glaube ohne Liebe ist tot! Das ist eine schockierende aber wahre Aussage. Du kannst behaupten den größtmöglichen Glauben zu haben, doch wenn in deinem Leben keine Liebe zu finden ist, ist dieser Glaube tot.

Dann lesen wir noch 1. Timotheus 1,5:

„Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich hingewandt zu unnützem Geschwätz.“

In der New American Standard Bible heißt es: „Das Ziel unserer Unterweisung ist Liebe.“ Wenn ich das lese, frage ich mich, ist das wirklich das Ziel meiner Unterweisung. Möchte ich wirklich in den Menschen die Liebe fördern? Ich denke da an einige Menschen, die ich unterwiesen habe und bei ihnen war ich mir nicht so sicher, denn im Grunde bin ich ein Lehrer und ein Lehrer vermittelt Erkenntnis. Doch wisst ihr was Erkenntnis bewirkt? Sie bläht auf. Sie macht die Menschen hochmütig. Ich versuche so gut ich nur kann zu lehren, ohne das die Menschen dadurch hochmütig werden. Doch wenn ich zurück schaue, muss ich sagen, dass ich bei einigen Leuten, die ich geprägt habe, meine Sache nicht sehr gut gemacht habe. Das Ziel unserer Unterweisung ist Liebe. Dann sagt Paulus noch, wenn du von diesem Ziel abweichst, kommt von dir nichts als leeres Geschwätzt.

Betrachten wir einen Augenblick den Leib Christi, wie wir ihn kennen. Wieviel leeres Geschwätzt gibt es im Leib Christi? Wieviel wird gepredigt und gelehrt und getan, ohne dass dadurch die Liebe wachsen würde. Der ganze Aufwand ist umsonst. Das alle ist absolut ineffektiv. Brüder und Schwestern, ich möchte euch herausfordern. Wenn ihr in einem Dienst steht, prüft eure Motive. Was wollt ihr bewirken? Und wenn ihr wirkliche Liebe bewirken wollt, bewirkt ihr sie tatsächlich? Und wenn ihr nicht danach strebt Liebe zu bewirken, sind eure Worte nichts als leere Worte. Ist euch die Tragweite dieser Aussage bewusst? Das Gesetz motiviert uns mit Angst. Doch Jesus motiviert uns mit Liebe. Er sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Angst erzielt nicht die gewünschten Resultate. Es gibt viele Religionen, darunter auch einige Zweige der bekennenden Christenheit, die ihre Mitglieder mit Angst motivieren und das mit katastrophalen Folgen.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen. Der Gehorsam im Bereich Liebe, ist ein Wachstumsprozess. Was Liebe betrifft, bist du noch nicht vollkommen. Sagen wir es gemeinsam: „Was Liebe betrifft sind wir nicht vollkommen.“ Doch das heißt nicht, dass wir nicht für gerecht Erachtet würden, denn bis wir dieses Ziel erreicht haben wird uns unser Glaube als Gerechtigkeit angerechnet. Könnt ihr das begreifen? Solange du an deinem Glauben festhältst, wird er dir als Gerechtigkeit angerechnet. Was Jesus beim letzten Abendmahl zu Petrus sagte, macht diesen Punkt sehr deutlich. Er sagte: „Petrus, du wirst mich drei Mal verleugnen.“ Petrus sagte: „Ich nicht. Niemals.“ Daraufhin sagte Jesus: „Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Was ist das entscheidende? Das unser Glaube nicht aufhört. Wir werden viele Fehler machen. Wir werden vielleicht sogar sündigen. Wir sind noch nicht am Ziel. Wir sind nicht vollkommen. Doch solange wir am Glauben festhalten, wird uns unser Glaube als Gerechtigkeit angerechnet werden, bis wir am Ziel sind.

Ich möchte mit einer Passage aus dem Jakobusbrief schließen, die ich sehr gerne mag. Ich habe nicht die Zeit sie zu kommentieren, aber ich möchte sie euch zumindest vorlesen. Jakobus 1,25:

„Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“

Was ist das vollkommene Gesetz der Freiheit in einem Wort? Liebe. Wenn du liebst, wenn du wirklich liebst, bist du der einzige, vollkommene, freie Mensch, weil du immer tun kannst was du willst. Du kannst die Menschen immer lieben. Sie können dich ignorieren, verfolgen oder gar versuchen dich zu töten, aber sie können dich nicht davon abhalten sie zu lieben. Ein Mensch dessen Motiv die Lieb ist, ist der einzige, vollkommen freie Mensch auf Erden.