Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 5 spricht Jesus über seine Stellung zum mosaischen Gesetz und sagt in den Versen 33-34, dass man nicht falsch schwören bzw. dass man überhaupt nicht schwören soll, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, als auch bei seinem Haupt.
Ein wichtiger Grundsatz des Bibellesens ist, dass es immer zu beachten gilt, in welchem Schriftzusammenhang sich Bibelverse befinden und wem sie gelten. Wenn man sich die Frage stellt, ob Christen das „mosaische Gesetz“, also das „Gesetz des Mose“ halten müssen, ist es wichtig zu verstehen, dass dieses Gesetz nur dem Volk Israel nach seiner Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens gegeben wurde, um es zu tun.
Das mosaische Gesetz enthielt mehrere Verbote, beim Namen Gottes nicht falsch zu schwören (3 Mo 19,12; 4 Mo 30,2; 5 Mo 23,21). Wer beim Namen Gottes schwor, ließ erkennen, dass er Gott zum Zeugen dafür aufrief, dass er die Wahrheit sagte. Manche versuchten, dies zu umgehen, falsch beim Namen Gottes zu schwören, indem sie den Schwur beim Namen Gottes durch den Schwur beim Himmel, bei der Erde, bei Jerusalem oder bei ihrem Kopf ersetzten.
Jesus verurteilte eine solche Umgehung des Gesetzes als pure Heuchelei und verbietet jede Form des Schwures, Eides oder Gelübde in der leichtfertigen Alltagssprache. Es war nicht nur heuchlerisch, sondern auch völlig nutzlos, das Schwören beim Namen Gottes nur durch ein anderes Hauptwort statt des Gottes namens zu ersetzen. Hierbei ging es um Täuschung oder Schönung der Wahrheit und nicht um einen Schwur oder Eid vor Gericht. Gott selbst bestätigt eine Verheißung mit einem Eid (Hebr 6,13-18; vgl. Apg 2,30). Jesus sagte vor dem Hohepriester unter Eid aus (Mt 26,63ff). Auch Paulus verwandte einen Eid, um Gott als Zeugen dafür anzurufen, dass er die Wahrheit schrieb (2 Kor 1,23; Gal 1,20).
In Vers 37 macht Jesus eine bemerkenswerte Aussage: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen.“
Für Christen ist ein Schwur unnötig, denn ein Ja soll ja bedeuten, ebenso wie ein Nein auch nein bedeuten soll.
Derek Prince schrieb in diesem Zusammenhang:
„Wenn ein Mensch an Christus gläubig geworden und gerettet ist, hängt seine Gerechtigkeit nicht davon ab, ob er sich ganz oder teilweise an das Gesetz des Mose hält. Wiedergeborene Kinder Gottes sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade!
Römer 3,20 (vgl. Phil 3,9): „... aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor [Gott] gerechtfertigt werden ...“
Auch das Gesetz des Mose ist nicht Gottes Lösung. Viele Leute wollen das Problem des alten Ichs mit Hilfe des Gesetzes lösen. Doch die Tatsache, dass Israel, dem ja das Gesetz des Mose gegeben wurde, scheiterte, demonstriert, dass man mit Gesetz nicht das gewünschte Ziel erreicht. Das liegt nicht daran, dass dem Gesetz irgendetwas Fehlerhaftes anhaften würde. Das Gesetz ist in sich gut, wie Paulus in Römer 7 sagt, aber es kann den Rebellen nicht ändern und alles, was den Rebellen nicht ändert, ist auch keine dauerhafte Lösung.“
Was ist nun die Lebensregel eines Christen? Nicht das Gesetz des Mose, sondern die Person des Herrn Jesus selbst; nicht Gesetz, sondern Gnade regelt unser Leben und unterweist uns (Joh 1,17; Röm 6,14; Tit 2,11-12)
Gnade ist keine Erlaubnis zu sündigen. Gnade ist die Befähigung es nicht zu tun. Tatsächlich sprechen wir, wenn wir von Gnade reden, natürlich von der Freiheit von Sünde, nicht der Freiheit zu sündigen! Sündigen ist niemals ein Zeichen von Freiheit, sondern von Knechtschaft.
Um die Ausgangsfrage konkret zu beantworten, wie man jetzt mit allen alten Gelübden, die man in der Vergangenheit abgelegt hat, umzugehen hat, ist folgendes zu sagen: Alles, was einem diesbezüglich auf dem Herzen liegt, bringt man im Gebet vor Gott, denn Er sieht immer unser Herz an. So gut es einem möglich ist, sollten alle Dinge, die nicht im Willen Gottes waren, bekannt werden und man bittet dafür um Vergebung. Gott ist treu und Er sagt in seinem Wort: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (vgl. Jak 5,16; Spr 28,13; Apg 3,19; Röm 10,10).
Quellen und weiterführende Lehren:
B36GE - Fundamente des christlichen Glaubens
B114GE - Allein durch Gnade
Befreit vom Gesetz
Gnade oder Gesetz