Folge mir nach!



Wenn Sie gebeten würden, das Leben als Christ mit zwei Worten zusammenzufassen, was würden Sie dann sagen? Ich für meinen Teil würde ohne zu zögern sagen: Jesus nachfolgen. Das ist die Grundlage des Lebens als Christ. Dies wird durch die Bekehrung von Matthäus, dem Zöllner, lebhaft dargestellt. Als dieser in seinem Zollamt saß, kam Jesus vorbei und sagte nur drei Worte: „Folge mir nach“ (Mt 9,9). Von seiner Reaktion auf diese Frage hing ab, wo Matthäus die Ewigkeit verbringen würde. Er stand auf und folgte Jesus nach.

Zwei grundlegende Vorbedingungen

Wenn wir so wie Matthäus reagieren, werden wir feststellen, dass wir zwei grundlegende Vorbedingungen erfüllen müssen, bevor wir Jesu Nachfolge antreten können:

„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!“ (Mt 16,24)

Zuerst einmal müssen wir uns selbst verleugnen, und dann unser Kreuz aufnehmen.

Sich selbst zu verleugnen, heißt „Nein!“ zu sagen. Wir müssen „Nein“ sagen zu unserem sturen, fordernden und ichbezogenen Ego. Wir müssen das Gebet Jesu im Garten Gethsemane wiedergeben:

„Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ (Lk 22,42)

Nur wenn wir uns selbst verleugnet haben, können wir unser Kreuz aufnehmen. Jemand hat unser Kreuz einmal als den Ort definiert, an dem sich der Wille Gottes und unser Wille kreuzen. Es ist in der Tat der Ort der Hinrichtung.

In Römer 6,6 erläutert Paulus, dass unser alter Mensch (mit Jesus) mitgekreuzigt worden ist. Der alte Mensch ist die rebellische, selbstgefällige Natur, die jeder von uns von Adam, unserem gemeinsamen Vorfahren, geerbt hat.
Gott hat für unseren alten Menschen nur eine Lösung. Er schickt ihn nicht zum Gottesdienst oder zur Sonntagsschule, Er lehrt ihn nicht die „goldene Regel“ und schickt ihn auch nicht in einen Kurs über Selbstverbesserung. Gottes Lösung ist einfach und endgültig: Hinrichtung.

Die frohe Botschaft des Evangeliums ist, dass die Hinrichtung stattfand, als Jesus am Kreuz starb. Zu diesem Zeitpunkt wurde unser alter Mensch mit Ihm gekreuzigt. Dies ist eine einfache historische Tatsache, die auch dann wahr ist, wenn sie uns unbekannt ist oder wir nicht daran glauben. Damit sie uns aber zu Gute kommt, müssen wir sie sowohl kennen als auch glauben.

Von Gott durch einen Traum herausgefordert

Vor fast fünfzig Jahren hielt ich regelmäßig an der sogenannten Speaker’s Corner in London evangelistische Treffen ab. Während dieser Zeit hatte ich eines nachts einen sehr real wirkenden Traum, in dem ein Mann vorkam, der an der Speaker’s Corner predigte. Die Botschaft dieses Mannes war gut, doch irgendetwas an seiner Erscheinung gefiel mir nicht. Sein Körper war gekrümmt, und scheinbar hatte er einen Klumpfuß. Ich maß meinem Traum jedoch keine große Bedeutung bei.

Zwei Wochen später hatte ich exakt denselben Traum. Ich schloss daraus, dass Gott mir etwas mitteilen wollte. Ich fragte Ihn: „Herr, wer ist dieser Mann? Seine Predigt war gut, aber etwas an seiner Erscheinung gefiel mir nicht. Wer ist dieser Mann?“

Die Antwort des Herrn kam sofort und direkt: „Dieser Mann bist du!“ Gott erwartete eindeutig einige Veränderungen von mir, aber mir war nicht ganz klar, welche.

Es war kurz vor Ostern, und ich sann über die Kreuzigung nach. In meinem Inneren sah ich drei Kreuze auf einem Hügel. Das mittlere Kreuz war höher als die beiden anderen.

„Für wen wurde das mittlere Kreuz gemacht?“ fragte mich der Heilige Geist. Dann hängte Er noch eine Warnung an: „Pass gut auf, wie Du antwortest.“

Ich dachte eine Weile darüber nach, und sagte dann: „Das mittlere Kreuz wurde für Barrabas gemacht – aber im letzten Augenblick nahm Jesus seinen Platz ein.“

„Jesus nahm also den Platz von Barrabas ein,“ fuhr der Heilige Geist fort. „Aber du hast gesagt, dass Jesus deinen Platz eingenommen hat.“

„Das ist richtig“, entgegnete ich.

„Dann musst Du Barrabas sein!“

In diesem Augenblick erkannte ich mit absoluter Klarheit, dass ich der Kriminelle war, für den das Kreuz vorbereitet worden war. Es wurde auf mich zugeschnitten. Ich hätte an ihm hängen sollen.

Mir blieb nichts anderes übrig, als mich mit Paulus’ Einschätzung seiner selbst in Römer 7,18 zu identifizieren:

„Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt ...“

Ich erkannte, dass jeder Bereich meiner Persönlichkeit durch die Verderbtheit der Sünde durchdrungen war. In mir gab es nichts Reines, Gutes, das Gottes Wohlwollen verdienen konnte.

Aber wie sollte ich darauf reagieren?

In Römer 6,6-13 sah ich, dass Paulus vier aufeinander folgende Schritte vorgibt.

Vers 6: Zunächst einmal muss ich erkennen, dass mein alter Mensch mit gekreuzigt worden ist, als Jesus am Kreuz starb. Dies war der grundlegende erste Schritt, auf den alle weiteren Schritte folgten.

Vers 11: Ich muss mich für tot halten (erachten) – so wie Jesus tot war.

Vers 12: Auf dieser Grundlage muss ich mich mit Entschlossenheit weigern, dass die Sünde weiterhin über mich herrscht.

Vers 13: Ich muss mich Gott als jemand zur Verfügung stellen, der von den Toten auferstanden ist, und muss meine Glieder Gott als Werkzeuge – wörtlich: Waffen – der Gerechtigkeit unterordnen! Das Wort Waffen machte mir bewusst, dass ich mit dem Widerstand Satans zu rechnen hatte.

Gottes dreifache Vorsorge

Die vollständige Befreiung von der Tyrannei der Sünde erforderte eine dreifache Versorgung Gottes. Zunächst einmal musste Er sich mit unseren Sünden auseinandersetzen – den sündigen Taten, die wir alle begangen haben. Weil Jesus am Kreuz die Strafe für unsere Sünden vollständig bezahlt hat, kann Gott uns vergeben, ohne Kompromisse bezüglich Seiner eigenen Gerechtigkeit einzugehen. Das erste, das Er für uns bereitstellt, ist also Vergebung.

Anschließend musste sich Gott aber auch mit der uns eigenen verdorbenen Natur, die uns dazu treibt, weiterhin diese sündigen Taten zu begehen, auseinandersetzen. Er tat dies mittels Hinrichtung – dem Töten unserer sündigen Natur. Die gute Nachricht dabei ist, dass die Hinrichtung vor mehr als neunzehnhundert Jahren stattfand, als Jesus am Kreuz starb.

Dies ist jedoch nicht das Ende. Gottes Absicht ist es, den sündigen alten Menschen durch einen neuen, nach Seinen Maßstäben geschaffenen Menschen zu ersetzen. Wie dies vonstatten gehen soll, wird in Epheser 4,22-24 beschrieben:

„... dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt ... dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.“

Wir sollten jedoch nicht davon ausgehen, dass der alte Mensch dieses Urteil zur Hinrichtung wehrlos hinnimmt. Ganz im Gegenteil: er wird manchmal heftig darum kämpfen, wieder die Kontrolle über uns zu erlangen. Dies erklärt die warnenden Worte des Paulus in Kolosser 3.

In Vers 3 sagt er: „Denn ihr seid gestorben ...“ Aber in Vers 5 sagt er: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind ...“

Wir müssen im Glauben annehmen, dass der Tod unseres alten Menschens eine geschehene Tatsache ist, und uns aktiv gegen seine Versuche, wieder die Kontrolle über uns zu erlangen, wehren.

Eine persönliche geistliche Bestandsaufnahme

Leider haben viele aufrichtige Christen diese vollständige Versorgung Gottes in ihrem Leben nie verstanden oder für sich in Anspruch genommen. Sie beanspruchen fortwährend die Vergebung ihrer Sünden, aber es ist ihnen nicht bewusst, dass Gott dafür Vorsorge getroffen hat, dass der alte Mensch getötet wird und der neue Mensch seinen Platz einnimmt. Als Konsequenz dessen ist ihr Leben als Christ ein mühsamer, ständiger Kreislauf: Sündigen – Buße tun – Vergebung erlangen – und dann wieder sündigen ... Sie erleben nie Befreiung von der Vorherrschaft der alten sündigen Natur.

Diese Analyse der vollständigen Vorsorge Gottes für die Sünde sollte uns veranlassen, eine persönliche geistliche Bestandsaufnahme durchzuführen, in der wir uns selbst die folgenden Fragen stellen:

  • Bin ich vollkommen sicher, dass alle meine Sünden vergeben wurden?
  • Wurde ich von der Vorherrschaft meines alten, fleischlichen Wesens befreit?
  • Habe ich den neuen Menschen angezogen, der in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit geschaffen wurde?
  • Folge ich Jesus nach?

Ein kurzer Ausblick auf die Zukunft

Ich möchte mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft schließen, wie sie in Offenbarung 7 und 14 geschildert wird.

Am Ende dieses Zeitalters wird Gott 144.000 Israeliten für sich aussondern, die Nachfolger des Messias sein werden. Er wird sie aussenden in eine Welt, die unter dem Eindruck der großen Trübsal taumeln wird, und sie werden eine Ernte von Seelen einbringen, die so groß ist, dass niemand sie zählen könnte.

In Offenbarung 14,1-5 wird geschildert, wie diese 144.000 auf triumphale Weise ihre Aufgabe erfüllt haben und – möglicherweise – ihr Zeugnis mit ihrem Herzblut besiegelt haben. Der Name des Vaters und der Name des Sohnes sind an ihren Stirnen geschrieben, und sie beten Gott mit einem Lied an, das so klingt wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners – ein Lied, das niemand sonst lernen konnte.

Was für eine Art Menschen sind sie?

Ihr Charakter kann leicht beschrieben werden: Sie sind sexuell rein; in ihrem Mund ist kein falsches Wort; sie sind untadelig. Wie ist ihr Charakter so makellos geworden? Darauf gibt es eine einfache Antwort: Sie folgen dem Lamm, wohin es auch geht.

Erweckt dies in Ihnen – so wie es bei mir der Fall war – das Verlangen, Jesus intensiver nachzufolgen?