Wir haben gesehen, dass der zweite Hauptzweck des Gesetzes darin bestand, den Menschen zu zeigen, dass sie nicht nur sündig sind, sondern dass sie völlig unfähig sind, sich selbst von der Sünde zu erlösen und durch ihre eigenen Anstrengungen gerecht zu werden.
Der dritte Zweck, zu dem das Gesetz gegeben wurde, bestand darin, den Erlöser, der kommen sollte und durch den allein es dem Menschen möglich sein würde, wahre Erlösung und Gerechtigkeit zu erlangen, vorherzusagen und zu Ihm hinzudeuten. Dies geschah durch das Gesetz auf zwei Wegen: Der Erlöser wurde durch direkte Prophezeiung vorhergesagt, und es wurde durch die Typen und Zeremonien der Verordnungen des Gesetzes auf Ihn hingedeutet.
Ein Beispiel für direkte Prophetie im Rahmen des Gesetzes finden wir in 5. Mose 18,18-19, wo der Herr durch Mose zu Israel spricht:
„Ich will ihnen einen Propheten, wie du es bist, aus der Mitte ihrer Brüder erwecken und meine Worte in seinen Mund legen; der soll alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen, wer auf meine Worte nicht hören will, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich es fordern!“
Petrus zitiert später diese Worte des Mose und wendet sie direkt auf Jesus Christus an (siehe Apostelgeschichte 3,22-26). So wird der von Mose im Gesetz vorhergesagte Prophet in der Person Christi im Neuen Testament erfüllt.
In den Opfern und Verordnungen des Gesetzes deuten viele Ausführungsarten auf Jesus Christus als den kommenden Erlöser hin. In 2. Mose 12 zum Beispiel deutet die Anordnung des Passahlamms auf die Erlösung durch den Glauben an das Sühneblut Jesu Christi hin, das in der Passahzeit am Kreuz auf Golgatha vergossen wurde. In ähnlicher Weise deuten die verschiedenen Opfer, die mit der Vergebung der Sünde und der Annäherung an Gott verbunden sind und die in den ersten sieben Kapiteln des 3. Buches Mose beschrieben werden, auf alle verschiedenen Aspekte des Opfertodes und der Sühne Jesu Christi am Kreuz hin.
Aus diesem Grund stellte Johannes der Täufer Christus in Israel mit diesen Worten vor:
„Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Joh 1,29)
Durch den Vergleich von Christus mit einem Opferlamm wurde das Volk Israel darauf hingewiesen, in Christus denjenigen zu sehen, der durch alle Opferbestimmungen des Gesetzes vorhergesagt worden war.
Dieser Zweck des Gesetzes wird in den Worten von Paulus im Galaterbrief zusammengefasst:
„Aber die Schrift hat alles unter die Sünde zusammengeschlossen, damit die Verheißung aufgrund des Glaubens an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben. Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte. So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.“ (Gal 3,22-24)
Das griechische Wort, das hier mit „Lehrmeister“ übersetzt wird, bezeichnet einen älteren Sklaven im Haushalt eines wohlhabenden Mannes, dessen besondere Aufgabe es war, den Kindern des reichen Mannes die ersten elementaren Wissenslektionen zu vermitteln und sie danach jeden Tag zur Schule zu begleiten, wo sie fortgeschritteneren Unterricht erhielten.
In ähnlicher Weise gab das Gesetz Israel die erste elementare Unterweisung in den grundlegenden Anforderungen Gottes bezüglich der Gerechtigkeit und war danach ein Mittel, um sie dazu anzuleiten, ihren Glauben auf Jesus Christus zu setzen und von Christus die Lektion der wahren Gerechtigkeit zu lernen, die durch den Glauben, ohne die Werke des Gesetzes, ist. So wie die erzieherische Aufgabe dieses Sklaven vollendet war, sobald er die Kinder seines Herrn in die Obhut des voll ausgebildeten Lehrers in der Schule übergab, so war die Aufgabe des Gesetzes vollendet, sobald es Israel zu seinem Messias, Jesus Christus, gebracht und es veranlasst hatte, seine Notwendigkeit der Erlösung durch den Glauben an Ihn zu erkennen.
GEBET
Danke, Herr Jesus,
dass Du durch Deinen Heiligen Geist ständig in meinem Leben wirkst, so dass ich nicht versuchen muss, mir Gerechtigkeit durch Gesetzlichkeit zu verdienen, sondern dass Dein Heiliger Geist mich Tag für Tag in die vollkommene Wahrheit führt!
Amen!