Viele würden diese Haltung, Gottes Wort trotz des Zeugnisses unserer Sinne als wahr anzunehmen, als bloße Dummheit oder Fanatismus abtun. Doch das Bemerkenswerte ist, dass Philosophen und Psychologen vieler verschiedener Zeitalter und Hintergründe übereinstimmend erklärt haben, dass das Zeugnis unserer physischen Sinne variabel, subjektiv und unzuverlässig ist.
Wenn also unserer Sinne nicht von sich aus als wahr und zuverlässig akzeptiert werden können, wo finden wir dann den richtigen Standard der Wahrheit und Realität, nach dem die Anzeichen der Sinne beurteilt werden müssen? Auf diese Frage hat weder die Philosophie noch die Psychologie jemals eine befriedigende Antwort geben können. In der Tat haben Philosophen und Psychologen durch alle Jahrhunderte hindurch die Frage wiederholt, die Pilatus stellte, als er in seinem Gerichtssaal saß: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38). Für den christlichen Gläubigen jedoch findet sich die Antwort in den Worten Christi an Seinen Vater: „Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17).
Der ultimative, unveränderliche Standard aller Wahrheit und Realität ist in Gottes Wort zu finden. Der Glaube besteht darin, diese Wahrheit zu hören, zu glauben und danach zu handeln.
Bei der Betrachtung der Beziehung zwischen dem Glauben und unseren physischen Sinnen ist es notwendig, eine klare Unterscheidung zwischen wahrem, biblischem Glauben auf der einen Seite und solchen Lehren wie Mind-over-Matter (Verstand-über-Materie) oder Christian Science (wörtlich übersetzt: Christliche Wissenschaft – fälschlicherweise so genannt) auf der anderen Seite zu treffen.
Die beiden Hauptunterschiede sind folgende: Erstens neigen Lehren wie Mind-over-Matter oder Christian Science dazu, das rein menschliche Element zu vergrößern und zu verherrlichen – solche Dinge wie den menschlichen Verstand, die Vernunft oder die Willenskraft. Daher sind diese Lehren im Wesentlichen menschenzentriert. Auf der anderen Seite ist der wahre, biblische Glaube im Wesentlichen auf Gott ausgerichtet. Er erniedrigt alles Menschliche und verherrlicht nur Gott und Gottes Wahrheit und Macht.
Zweitens beruhen Lehren wie Mind-over-Matter oder Christian Science nicht direkt und nicht hauptsächlich auf dem Wort Gottes. Viele der Dinge, die sie behaupten und durch die Ausübung des menschlichen Willens zu verwirklichen suchen, stehen nicht im Einklang mit der Lehre des Wortes Gottes. Tatsächlich sind sie in gewisser Hinsicht im Widerspruch zu Gottes Wort. Auf der anderen Seite ist der biblische Glaube aufgrund seiner Natur und Definition auf die Grenzen des Wortes Gottes beschränkt.
Wir müssen auch zwischen Glauben und Anmaßung unterscheiden. Die Linie, die diese beiden trennt, ist sehr fein, aber sie markiert die Grenze zwischen Erfolg und Katastrophe.
Anmaßung enthält ein Element der menschlichen Arroganz und Selbstverherrlichung. Sie ist die Behauptung des menschlichen Willens, auch wenn sie in geistliche Sprache gehüllt ist. Der Glaube hingegen ist völlig abhängig von Gott, und sein Wirken wird immer Gott verherrlichen. Er nimmt niemals die Initiative von Gott weg.
Wir kommen zurück zu den Worten des Paulus: Ein solcher Glaube kommt „nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Eph 2,8-9). Seine Haltung wird von Johannes dem Täufer auf den Punkt gebracht.
„Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es sei denn, es ist ihm vom Himmel gegeben.“ (Joh 3,27)
Ganz einfach gesagt: Der Glaube empfängt, und die Anmaßung ergreift.
GEBET
Vater,
ich danke Dir für Dein Wort, den einzig wahren und zuverlässigen Maßstab. Hilf mir, Herr, den Unterschied zwischen Glauben und Anmaßung zu verstehen. Ich möchte völlig von Dir abhängig sein, Herr, um Dich zu verherrlichen, und hilf mir, zu glauben und nach Deinem Wort zu handeln.
Amen!