Gestern haben wir Hebräer 12,22-24 gelesen. Heute wollen wir mit dem Auge des Glaubens und dem Licht der Heiligen Schrift diese himmlische Situation betrachten. In der Mitte des Ganzen sehen wir eine feierliche, majestätische und ehrfurchtgebietende Gestalt – „Gott, der Richter aller“. Hier wird uns Gott in Seiner souveränen, ewigen Autorität als Richter offenbart – als Richter aller, als Richter des Himmels und der Erde, als Richter der Engel und als Richter der Menschen.
Würde Gott jedoch nur als Richter offenbart, wäre hier keine Hoffnung für sündige Menschen – weder für die Geister der vollendeten Gerechten des Alten Testaments noch für die wiedergeborenen Heiligen des Neuen Testaments. Die Offenbarung des Wortes Gottes führt uns daher in der Barmherzigkeit von der Gestalt Gottes des Richters zur Gestalt Jesu des Mittlers – des Einzigen, der zwischen dem gerechten, heiligen Gott und den verlorenen, sündigen Menschen treten und den Einen mit den anderen versöhnen kann. Das Bild wird vervollständigt durch die Offenbarung des Blutes Jesu, das sowohl das Mittel als auch der Preis ist, durch den die Versöhnung erreicht wurde.
In diesem Bild wird das Blut Jesu dem Blut Abels gegenübergestellt. Es gibt drei Hauptpunkte des Kontrasts.
- Das Blut Abels wurde ohne seinen Willen oder seine Zustimmung vergossen, plötzlich und ohne Vorwarnung durch den Schlag eines Mörders; das Blut Jesu wurde aus freiem Willen und mit Seiner eigenen Zustimmung als Preis für die Erlösung des Menschen gegeben.
- Das Blut Abels wurde auf die Erde gesprengt; das Blut Jesu wurde vor den Gnadenstuhl im Himmel gesprengt.
- Das Blut Abels schrie zu Gott um Rache an seinem Mörder; das Blut Jesu bittet um Gnade und Vergebung für den Sünder.
Wir sehen also, dass diese Offenbarung Gottes als Richter aller durch die Offenbarung von Gottes Barmherzigkeit und Gnade, die sich im Mittleramt und im vergossenen Blut Christi manifestiert, gemildert wird. Diese Offenbarung Gottes als ein Gott des Gerichts, der durch Gnade und Barmherzigkeit gemildert wird, steht im Einklang mit der gesamten Offenbarung der Heiligen Schrift zu diesem Thema.
Die gesamte Bibel offenbart, dass das Amt des Richters aufgrund eines souveränen, ewigen Rechts Gott selbst zusteht. Dieses Thema zieht sich durch das gesamte Alte Testament. Zum Beispiel sagte Abraham zum Herrn: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht richten?“ (1 Mose 18,25). In anderen alttestamentlichen Stellen heißt es: „Der Herr, der Richter, soll heute ein Urteil fällen“ (Ri 11,27). „Es gibt doch einen Gott, der richtet auf Erden!“ (Ps 58,12). Der Psalmist sagt zu Gott: „Erhebe dich, du Richter der Erde…“ (Ps 94,2). „Denn der Herr ist unser Richter...“ (Jes 33,22).
Der wahrhaftigste und vollkommenste Ausdruck des ewigen Wesens Gottes liegt jedoch nicht im Gericht, sondern in der Gnade, nicht im Zorn, sondern in der Barmherzigkeit. Die Verwaltung von Zorn und Gericht ist dem Wesen Gottes fremd. Es ist nicht etwas, was Er von Natur aus zu tun wünscht.
Jesus sagt in Johannes 3,17: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.“
Diese Schriftstelle – und viele andere – zeigen, dass Gott gerne Barmherzigkeit und Erlösung anbietet, dass Er aber zögert, Zorn und Gericht zu verhängen.
GEBET
Allmächtiger,
ewig gerechter Richter, der gleichzeitig voller Mitgefühl und Barmherzigkeit ist, danke, Herr, für Dein fortwährendes Erlösungswerk, das auf dem unermesslichen, immer mächtigen Blut des Herrn Jesus beruht, wodurch wir alle von jeder Sünde und jedem Irrtum gereinigt werden. Ich preise Deinen Namen!
Amen!