7. Oktober: Lazarus war an einem Ort der Ruhe



Wenden wir uns nun dem Neuen Testament zu und sehen wir, welches weitere Licht auf das Schicksal des geistigen Teils des Menschen nach dem Tod geworfen wird. Die erste neu­testamentliche Stelle, die wir betrachten wollen, ist die wohlbekannte Geschichte des Bettlers Lazarus, der täglich am Tor des reichen Mannes gelegen hatte (siehe Lk 16,19-31). Es gibt keinen Hinweis darauf, dass diese Geschichte nur ein Gleichnis ist. Sie wird von Christus selbst als eine tatsächliche historische Begebenheit erzählt, die sich irgendwann vor diesem Zeitpunkt des irdischen Wirkens Christi ereignet hat – also in der Zeit vor Christi Tod und Auferstehung. Im Folgenden beschreibt Christus das Schicksal von Lazarus und dem reichen Mann nach ihrem Tod.

„Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme! Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt. Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, sodass die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.“ (Lk 16,22-26)

Vieles in diesem Abschnitt bestätigt die Schlussfolgerungen, die wir bereits aus dem Alten Testament gezogen hatten. Nach dem Tod kehrt der Körper durch das Begräbnis zur Erde zurück, aber der Geist geht in eine neue Art der Existenz über. In dieser Existenz nach dem Tod bleibt die Persönlichkeit bestehen; eine Person wird von einer anderen erkannt; es gibt ein Bewusstsein für die gegenwärtigen Verhältnisse. Es gibt auch eine gewisse Erinnerung an das vorherige Leben auf der Erde. Dies geht aus den Worten Abrahams an den reichen Mann hervor: „Sohn, bedenke ...“

All dies stimmt mit dem Bild überein, das im Alten Testament gegeben wird. Der Bericht bei Lukas fügt jedoch eine weitere, sehr wichtige Tatsache hinzu. Nach dem Tod ist das Schicksal der Geister der Gerechten ganz anders als das der Geister der Bösen. Sowohl Lazarus als auch der reiche Mann befanden sich im Reich der verstorbenen Geister, das im Hebräischen „Scheol“ und im Griechischen „Hades“ genannt wird, aber ihre Schicksale dort waren ganz unterschiedlich. Der Geist des reichen Mannes befand sich an einem Ort der Qualen, der Geist des Lazarus an einem Ort der Ruhe. Zwischen diesen beiden Orten befand sich eine unüberwindbare Kluft, die von keiner Seite aus überquert werden konnte.

Der Ort der Ruhe, der für die verstorbenen Geister der Gerechten vorgesehen ist, wird hier „Abrahams Schoß“ genannt. Dieser Titel deutet darauf hin, dass dieser Ort für die Geister all derer bestimmt ist, die auf ihrer irdischen Pilgerreise den Spuren des Glaubens und des Gehorsams gefolgt sind, die Abraham vorgezeichnet hat, der deshalb „der Vater aller Gläubigen“ genannt wird.

GEBET

Himmlischer Vater,

ich möchte Dir erneut danken, dass meine Zukunft in der Ewigkeit in Jesus Christus gesichert ist. Und heute möchte ich für meine ganze Familie und besonders für die jungen Leute bitten, dass Du sie ermutigst, eine ähnliche Entscheidung zu treffen, die ihre Zukunft hier auf der Erde, aber auch später im Himmel sichert.

Amen!