Die richtige Art, auf Prüfungen zu reagieren



Wir alle werden als Christen Prüfungen unterzogen. Diese können uns auf die unterschiedlichste Weise begegnen: eine gesundheitliche oder finanzielle Krise; der Abbruch einer persönlichen Beziehung; Ablehnung oder Verfolgung aufgrund Ihres Glaubens; ein langer, dunkler Tunnel, an dessen Ende kein Licht zu erkennen ist. Bei jeder Form von Prüfung dürfen wir nie vergessen, dass Gott mehr an unserem Charakter interessiert ist als an unseren Leistungen.

Wie reagieren wir nun richtig auf Prüfungen?

Zunächst einmal müssen wir zwischen Prüfung und Züchtigung unterscheiden. All zu oft erkennen wir als Christen die Züchtigung Gottes nicht. Aufgrund dessen nehmen wir eine Haltung des Widerstandes gegen den Teufel an, anstatt uns Gott unterzuordnen. Die grundsätzliche Charakterschwäche, die hier zutage tritt, ist STOLZ. Ruth und ich wiederholen oft das Gebet am Schluss des 19. Psalms, Verse 13 und 14:

„Verirrungen – wer bemerkt sie? Von den verborgenen [Sünden] sprich mich frei! Auch von Übermütigen halte deinen Knecht zurück; lass sie mich nicht beherrschen! Dann bin ich tadellos und bin rein von schwerem Vergehen.“

Ich habe erkannt, dass es sich bei verborgenen Sünden nicht um Dinge handelt, die wir vor anderen verbergen – viel mehr vor Gott. Das sind vor uns selbst verborgenene Charakterschwächen, die wir nicht erkennen. David beschreibt diese als übermütige Sünden – Sünden, die wir begehen und dabei glauben, dass unser Handeln vor Gott annehmbar wäre, obwohl es Ihm in Wahrheit missfällt. Sehr oft offenbart uns Gott derartige Sünden so lange nicht, bis wir uns bewusst vor Ihm demütigen und Ihn einladen, unseren Charakter zu durchforschen und unsere innersten Motive offen zu legen. Sobald uns bewusst wird, dass das, was wir durchmachen, tatsächlich eine Prüfung Gottes ist, müssen wir sicher stellen, dass wir rundum abgesichert sind. Die vier Eckpfeiler dieser Absicherung sind:

1. Buße

Buße ist die von zeitgenössischen Predigern am wenigsten betonte christliche Grundlehre. Die Aussage: „Du musst nur glauben“ hört sich zwar nett an, ist aber unbiblisch. Vom Anfang bis zum Ende des Neuen Testaments lautet die Botschaft stets: Tu Buße, und dann glaube. Wenn es noch Sünde in unserem Leben gibt, dann ist jedweder Glaube, der nicht aus Buße heraus erwächst, humanistischer Schein. Er bringt nicht die Resultate, die echter Glaube bringt. Eine einfache Darstellung wahrer Buße ist die Kehrtwende eines Fahrzeugs. Sie erkennen, dass Ihr Leben in die falsche Richtung gegangen ist. Sie halten an und machen eine Kehrtwende. Anschließend fahren Sie in entgegengesetzter Richtung weiter. Wenn Sie jedoch nach wie vor in die alte Richtung gehen, haben Sie nicht wirklich Buße getan.

2. Hingabe

Laut Römer 10,9 gibt es zwei wesentliche Voraussetzungen für die Errettung: Mit dem Herzen glauben, dass Gott Jesus aus den Toten auferweckt hat, und mit dem Mund Jesus als Herrn bekennen. Wenn Sie Jesus als Herrn bekennen, geben Sie Ihm die uneingeschränkte Kontrolle über Ihr ganzes Leben, Ihre Finanzen, Ihre Begabungen, Ihre Prioritäten, Ihre Beziehungen. Sie können nichts zurückhalten. Jemand sagte einmal: „Jesus ist entweder in jedem Bereich Herr – oder überhaupt nicht.“

3. Ihre Einstellung gegenüber der Heiligen Schrift

Satan gelang es, unsere Urahnen zu Fall zu bringen, indem er sie dazu verführte, die Richtigkeit des Wortes Gottes anzuzweifeln:

„Hat Gott wirklich gesagt ...?“ (1 Mo 3,1)

Jesus selbst bestätigte die Heilige Schrift mit dem Siegel Seiner göttlichen Autorität, als Er sie das Wort Gottes nannte und hinzufügte:

„... und die Schrift kann nicht aufgelöst werden ...“ (Joh 10,35)

Paulus bemerkt kategorisch:

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben ...“ (2 Tim 3,16)

Die Autorität der Heiligen Schrift anzuzweifeln, ist ein Luxus, den sich niemand von uns leisten kann. Wie bereits im Garten Eden, so ist das auch heute noch der Weg ins Unglück.

4. Die richtigen Beziehungen

Die richtige Lehre ist die Grundlage für den christlichen Glauben. Richtig angewandt bringt sie aber auch die richtigen Beziehungen hervor. Unsere persönlichen Beziehungen sollten die Lehre, zu der wir uns bekennen, widerspiegeln. Jesus selbst hat die Pflege der richtigen Beziehungen sehr betont. Er gab klare Richtlinien für den Umgang mit einem Bruder, der gegen uns sündigt in Mt 18,15-17. In der Bergpredigt spricht Er die folgende Warnung aus:

„Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist!“ (Mt 5,25)

Er schließt Sein Vorbildgebet mit einer feierlichen Warnung:

„... wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.“ (Mt 6,15)

In jeder Zeit der Prüfungen sollten wir sorgfältig unsere Einstellungen und Beziehungen überprüfen, um sicherzustellen, dass wir Bitterkeit oder Unversönlichkeit in unserem Herzen keinen Raum geben und dem anderen nichts mehr nachtragen.

Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass wir mit den falschen Leuten nicht die richtigen Beziehungen haben können. Paulus warnt uns:

„Irrt euch nicht: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ (1 Kor 15,33)

Wir können kein heiliges Leben führen, wenn wir bewusst den Umgang mit unheiligen Menschen pflegen. All diese Beziehungen müssen mit dem scharfen Schwert des Wortes Gottes abgeschnitten werden.

Das Vorbild Jesu

Das beste Beispiel für die richtige Reaktion auf Prüfungen lieferte Jesus selbst, der in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, jedoch ohne Sünde blieb. Hebr 4,15. Um Seinem Beispiel folgen zu können, müssen wir

„... jede Bürde und [die uns] so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens ...“ (Hebr 12,1-2)

Es reicht nicht aus, dass wir uns mit tatsächlichen Sünden in unserem Leben auseinandersetzen. Wir müssen auch jede Bürde ablegen – Dinge, die nicht an sich sündig sind, aber uns davon abhalten, uns voll und ganz auf den Dienst für Christus zu konzentrieren.

Ein Läufer in einem Rennen entledigt sich allem bis auf das notwendige Minimum. Er trägt kein Gramm unnötigen Gewichts mit sich herum. Wir müssen dasselbe tun. Hier einige Dinge, die wir möglicherweise ablegen müssen:

  • Soziale Verpflichtungen, die keine geistliche Bedeutung haben,
  • sentimentale Anhänglichkeit an Menschen, Orte oder Haustiere,
  • übermäßiger Eifer am Aktienmarkt, im Sport oder in der Mode,
  • Schaufensterbummel,
  • Sorgen um Geld, Gesundheit, Familie oder Politik.

Bei allen Dingen, denen wir Zeit und Aufmerksamkeit widmen, müssen wir uns zwei Fragen stellen: Wird Jesus dadurch verherrlicht? Bringt es mich geistlich weiter?

Ausharren tut Not

Eine wesentliche charakterliche Voraussetzung vom Anfang bis zum Ende der Heiligen Schrift ist Ausharren. Bei vielen Christen ist dieses Thema jedoch nicht sehr beliebt. Jedesmal, wenn ich am Beginn einer Predigt ankündige, dass ich über Ausharren sprechen werde, höre ich nur wenige bekräftigende „Hallelujas“. Manchmal fahre ich fort: „Ich möchte euch erklären, wie man lernen kann auszuharren.“ Die Leute hören eifrig zu und sind begierig, das Geheimnis zu erfahren. „Es gibt nur einen einzigen Weg, Ausharren zu lernen“, fahre ich fort, „und zwar, indem man ausharrt.“ Dem schließt sich ein fast hörbares, gemeinschaftliches Seufzen an, als wollten die Zuhörer sagen: „Gibt es denn keinen leichteren Weg?“

Nein, es gibt keinen leichteren Weg! Ausharren ist ein grundlegendes Element eines siegreichen Lebens als Christ, das nur durch Ausharren gepflegt werden kann. Sobald wir diese Tatsache akzeptiert haben, können wir damit anfangen, auf jede Prüfung, der wir unterzogen werden, angemessen zu reagieren. Wir können sie für lauter Freude erachten, indem wir erkennen, dass die Bewährung unseres Glaubens Ausharren bewirkt (Jak 1,2-3).

Wir werden jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ausharren ein vollkommenes Werk haben soll (Jak 1,4). Mit anderen Worten: Wir müssen solange ausharren, bis der Wille Gottes vollständig verwirklicht worden ist und Er die Prüfung beendet.

Gott teilt uns nur sehr selten im voraus mit, dass eine Prüfung beispielsweise sechs Monate dauern wird. Aus diesem Grunde mag jemand vielleicht nach fünfeinhalb Monaten sagen: „Ich halte das nicht mehr aus. Ich gebe auf!“

Wie traurig! Nach weiteren 15 Tagen des Ausharrens wäre Gottes Wille vollbracht gewesen. Doch nun muss diese Person sich einer weiteren Prüfung unterziehen, die sich wiederum mit derselben Charakterschwäche beschäftigt. Gott wird Seine Prüfungen solange nicht beenden, bis Sein Wille geschehen ist. Je eher wir lernen, auszuharren, desto schneller werden wir geistliche Fortschritte machen.

In 1 Kor 9,25 greift Paulus – ebenso wie der Verfasser des Hebräerbriefes – das Beispiel eines Athleten auf: Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam (übt Selbstbeherrschung) in allem. Nur wenn wir Selbstbeherrschung üben, werden wir die Kraft zum Ausharren haben. In 2 Petr 1,5-7 führt Petrus sieben aufeinanderfolgende „Schritte“ auf, die von der Grundlage des Glaubens aufwärts bis zur höchsten Vervollkommnung, der Agape-Liebe, führen. Die Schritte im einzelnen:

  • Tugend (ausgezeichnete moralische Qualitäten)
  • Erkenntnis
  • Enthaltsamkeit (Selbstbeherrschung)
  • Ausharren
  • Gottseligkeit (Gottesfurcht)
  • Bruderliebe
  • Liebe.

Dies macht deutlich, dass Selbstbeherrschung eine grundlegende Voraussetzung für das Ausharren ist. Jede Prüfung, in der man ausharren muss, ist gleichzeitig auch ein Test, wie es um die Selbstbeherrschung bestellt ist. Hierdurch tritt jede Schwäche in irgendeinem der zahlreichen Bereiche unserer Persönlichkeit zutage.

Im emotionalen Bereich mag der Schwachpunkt Furcht, Entmutigung oder Depression sein, in unserer fleischlichen Natur vielleicht ungezügelte Lust oder maßloses Verlangen. In unseren persönlichen Beziehungen haben wir vielleicht mit Zorn oder Eifersucht zu kämpfen, in unserer geistlichen Entwicklung möglicherweise mit Stolz oder zu starkem Selbstvertrauen.

Was auch immer der Schwachpunkt sein mag, er wird ans Licht kommen, wenn wir mit der Herausforderung des Ausharrens konfrontiert werden. Es ist eine traurige Tatsache, dass viele Christen nie über die beiden Stadien der Selbstkontrolle und des Ausharrens hinauskommen. Als Konsequenz davon erreichen sie nie die höheren christlichen Tugenden der verbleibenden drei Schritte: Gottesfurcht, Bruderliebe, Liebe.

Ich halte es für angebracht, mit folgender Schriftstelle zu schließen:

„Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.“ (Jak 1,12)